Ein guter Roman, aber kein Geniestreich

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Daniel Kehlmann ist ein hervorragender Autor. Auch mit „Lichtspiel“ legt er einen auf 470 Seiten verdichteten Roman über den Filmregisseur Georg Wilhelm Pabst, „G.W.“ vor. Aber ein Geniestreich wie oft zu lesen, ist dieses Buch nicht. G.W. lebte in der Stummfilm und in der Tonfilmzeit. Er drehte mit Greta Garbo und anderen Größen. Heute ist er weitgehend vergessen. Wir nehmen am Leben von „G.W.“ und seiner Familie teil, als die Nazis Oberhand gewannen. Er siedelte nach Hollywood um, war dort wenig erfolgreich und kam nach Österreich zurück. Hier vereinnahmten ihn die Nazis für ihre Propaganda. Die Szene mit Goebbels, in der G.W. mit dem KZ gedroht wird, wenn er nicht für die Nazis arbeitet, steht symbolisch für die brutale und erniedrigende Zeit. Der Roman ist gut geschrieben, liest sich leicht, die Handlung ist überschaubar, die Kriegszeit wird an Einzelschicksalen festgemacht. Die Einzelpersonen sind prägend für dieses Buch, sei es der merkwürdige Hausmeister, der Filmassistent oder die Damen eines oberflächlichen Lesezirkels, an dem die Frau von G.W. teilnehmen muss.
Ein guter Roman, den es zu lesen lohnt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.