Fesselnder und tiefgründiger Roman

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monika85 Avatar

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In seinem neuen Roman widmet sich Daniel Kehlmann dem Leben des Regisseurs Georg Wilhelm Pabst, kurz G.W. Pabst genannt. Pabst gelangte in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zuerst mit seinen Stummfilmen, später mit Tonfilmen, zu großer Berühmtheit. Er drehte zahlreiche künstlerisch wertvolle Filme, die auch kommerziell erfolgreich waren. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, weilte der "Rote Pabst" mit seiner Frau Trude und dem gemeinsamen Sohn Jakob in Frankreich und zog später nach Hollywood. Er ließ sich überreden, den Film "A Modern Hero" zu drehen, mit dem er jedoch keinen Erfolg hatte. Wenige Jahre später ging er zurück nach Frankreich und drehte dort bis 1939 mehrere Filme. Seine Pläne, zurück nach Amerika zu gehen, konnte er wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs nicht mehr umsetzen. Er befand sich gerade mit seiner Familie im Haus der Mutter und durfte das Deutsche Reich nicht mehr verlassen. Bald schon setzte sich der Propagandaminister mit ihm in Verbindung ... 
 
Daniel Kehlmann lässt in seinem Roman Realität und Fiktion zu einer spannenden und berührenden Geschichte verschmelzen. Wir tauchen ein in die hochinteressante Welt des Films und begleiten den Regisseur während der dreißiger und vierziger Jahre. Dabei wählt der Autor unterschiedliche Perspektiven, so dass wir Pabst nicht nur aus seiner Sicht, sondern auch aus Sicht seiner Frau Trude, des Sohns Jakob und seines Assistenten erleben. Wir erleben, wie sich die Ehe von G.W. und Trude unter den veränderten Gegebenheiten entwickelt, und wir sehen Jakobs zunehmende Begeisterung für das totalitäre Regime. 
 
Ich fand es sehr spannend, hinter die Kulissen der Filmindustrie zu blicken und dabei auch den Filmgrößen der damaligen Zeit zu begegnen, wie Werner Krauß, Heinz Rühmann, Hilde Krahl und Werner Hinz. Auch das Verhältnis zu Leni Riefenstahl, die den Machthabern sehr verbunden war, wird beleuchtet. 
 
Das Buch ist in brillanter Sprache geschrieben, meisterhaft und authentisch beschreibt der Autor die interessanten Charaktere.
Die Geschichte über G.W. Pabst vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus ist erschütternd und fesselnd zugleich. Wir erleben seine innere Zerrissenheit, als er, das gefeierte Genie, das eigentlich nur Filme drehen möchte, nun unter Zwang für die Bavaria Film arbeiten und Propagandafilme für die Nazis drehen muss. Als Gegenleistung stellt ihm das Ministerium alle Mittel zur Verfügung, die er benötigt. 
Genial und packend wie einen Krimi erzählt der Autor die Episode über den Film "Der Fall Molander", die am Anfang des Buches mit Franz Wilzek, Pabsts damaligem Assistenten, beginnt und im Schlusskapitel ihr Ende findet.
 
Absolute Leseempfehlung für diesen fesselnden und tiefgründigen Roman!