Filmkunst zu Zeiten des Nationalsozialismus - Blick hinter die Kulissen

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elle73 Avatar

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In Daniel Kehlmanns neuem Roman wird die Geschichte einer der größten Regisseure seiner Zeit, G.W. Papst, beschrieben. Papst, der zunächst vor den Gräueln des aufkeimenden NS-Regimes nach Hollywood flieht, kann dort keinen Fuß fassen und kehrt schließlich – auch aus privaten Gründen – in seine Heimat Österreich zurück. Dann bricht der Zweite Weltkrieg aus. Papst und seine Familie sitzen fest und müssen schon bald die barbarischen Machenschaften des Regimes ertragen. Denn der Propagandaminister will das Kinogenie für seine Zwecke nutzen. Papst, der zunächst noch glaubt, dass er sich widersetzen und seine Kunst unpolitisch weiterbetreiben kann, muss leider erkennen, dass kein Widerspruch geduldet wird. Seine Lage scheint aussichtslos. Der Beginn unzähliger rettungsloser Verstrickungen…

Das Cover von Kehlmanns Roman ist gehalten, wie die Filme der damaligen Zeit: Schwarz-weiß, was zugleich schlicht, aber gleichzeitig auch etwas bedrohlich wirkt. Die Geschichte liest sich aufgrund der klaren, schnörkellosen Sprache flüssig und leicht. Die Schilderung erfolgt aus Sicht unterschiedlicher Personen, was manchmal etwas irritiert. Die Beschreibung der Charaktere, insbesondere die der Familie Papst, ist gelungen dargestellt. Man kann die Zerrissenheit der Hauptperson regelrecht spüren. Beeindruckend auch die Aufzählung sämtlicher damals bekannter Filmgrößen – von der Garbo bis zur Riefenstahl werden alle genannt – was sicherlich eine unglaublich aufwendige Recherche erfordert hat.

Trotzdem zieht sich das Ganze teilweise etwas zäh und langatmig hin. Einige Passagen fesselten mich, was aber dann leider oft mit dem nächsten Kapitel wieder ins Gegenteil umschlug. Mir fehlte ein Spannungsbogen, die Geschichte plätschert so vor sich hin.

Interessant ist aber auf jeden Fall der Blick hinter die Kulissen der Filmproduktion zu Zeiten des NS-Regimes - teilweise regelrecht erschreckend. Das Ganze stimmt sehr nachdenklich und führt sicherlich dazu, die Filme der damaligen Zeit in einem anderen Licht zu betrachten.

Fazit: Ein top recherchierter, interessanter Roman, der die Filmkunst zu Zeiten Hitlers facettenreich beschreibt, mich aber leider nicht wirklich gefesselt hat.