Kreativ und Wirkungsvoll

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jersy Avatar

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Daniel Kehlmann hat mich vor allem damit begeistert, dass er teilweise nur eine einzelne Szene braucht, um ganze Themenkomplexe zu verarbeiten. Manche Figuren oder Situationen tauchen nur ein- oder zweimal auf und entfalten trotzdem ihre ganze Wirkung.

Auch die Ausgangslage fand ich schon spannend und frisch: Papst hat es schon geschafft, Nazi-Deutschland zu verlassen – nur ist er im Ausland weder erfolgreich noch wird das Glück, es herausgeschafft zu haben, lange währen.

Ich liebe ja Filme und Bücher übers Filmemachen und auch in diesem Punkt hat mich der Roman nicht enttäuscht. Es zeigt nicht gerade massenweiße Situationen von Drehtagen, es geht mehr darum G.W. Papst zu sein und bietet genug eindrückliche Blicke hinter die Kulissen, womit es auch dem – für mich sehr ausgelutschten - Thema Zweiter Weltkrieg einen frischeren Anstrich gibt.

Bei fiktiven Werken über echte Menschen bin ich immer etwas unsicher, besonders wenn ich wenig über die Personen weiß, ob ich mich mit ihrer Darstellung wohlfühle. Wird es der historischen Figur gerecht? Würde man so der Nachwelt präsentiert werden wollen? Ich weiß nicht, wie Papst und seine Familie so waren, aber in diesem Buch begegnen wir Personen, die echt wirken, die nicht perfekt sind, aber die mit angemessener Würde beschrieben werden. Das hat mir gefallen.

Insgesamt empfand ich den Roman als anspruchsvoll und künstlerisch interessant ohne dadurch weniger zugänglich zu werden. Das Buch verlangt dem Leser nicht unnötig viel ab, bietet ihm aber sehr viel.
Das hier war mein erstes Buch von Daniel Kehlmann - ich bin aber definitiv neugierig auf seine weitere Werke geworden.