Über Sein und Schein

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sarah_catherine Avatar

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"Lichtspiel" ist ein Roman, der von einem Regisseur handelt. G.W. Pabst war ein Kinogenie, das versucht hat, nach großen Erfolgen in Deutschland auch in den USA Fuß zu fassen. Doch es gelingt nicht recht, und weil seine Mutter schwer krank ist, muss er kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges zurück nach Hause. Dort ist alles nicht mehr, wie es war. Was als kurzer Zwischenstopp geplant war, um alles für die Versorgung der Mutter zu regeln, wird aufgrund der äußeren Umstände zu "lebenslänglich".
Pabst muss mit Frau und Sohn bleiben und wird vom deutschen Kultusministerium für dessen Zwecke eingespannt. Hat er eine echte Wahl? Eher nicht. Pabst arrangiert sich und feiert neue Erfolge.
Einer seiner Begleiter in jener Zeit, Franz, erzählt von Momenten beim Dreh, in denen ihm fast übel geworden ist angesichts der Gräueltaten, die von so vielen gedeckt wurden, obwohl doch auf der Hand lag, was mit bestimmten Menschen geschieht. Franz wird irgendwann vergesslich, aber vieles ist doch nicht zu vergessen.
Kehlmann erzählt diese Geschichte in einer Sprache, die einen in der Zeit zurückreisen lässt. Tatsächlich gleicht sie einem Schwarz-Weiß-Film, und beim Lesen erlebt man die Protagonisten teils von innen, teils von außen, wie bei einem Kameraschwenk. Gerade wie er die bruchstückhaften und von Demenz geprägten Erinnerungen von Franz in Sprache packt, das hat mich besonders fasziniert, das ist meisterhaft.
Keine leichte (und keine einfache) Lektüre, aber absolut zu empfehlen!