Von (Film-)Geschichte(n) und deren Längen

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justm. Avatar

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Wie eigentlich immer bei dieser Art von Buch, vorweg der Hinweis, daß historische Romane nicht unbedingt mein Lieblings-Genre sind. Hin und wieder wage ich mich dann aber doch (wieder) an den Einen oder Anderen.
Und da ich grundsätzlich ein Interesse an Film, aber auch an der hier behandelten zeitlichen Geschichte habe, sind es dieses Mal eben die „Lichtspiele“ von Daniel Kehlmann geworden.

Und es kam, wie es kommen mußte: ich hatte nebenbei wieder etliche Wikipedia-Tabs geöffnet! Dieses Mal, um mich durch die Lebens- und Filmgeschichten von einem guten Dutzend Filmschaffenden der 20er bis 50er Jahre zu „arbeiten“. Warum? Weil der Autor es für nötig hielt mit Namen um sich zu schmeißen und so zu tun, als müsste man wissen, wer die Leute eigentlich sind. Und dabei waren nicht alle so bekannt wie Garbo, Dietrich oder Rühmann. Dazu kamen dann auch Namen, die scheinbar frei erfunden, zumindest aber – bei oberflächlicher Recherche – nicht zu finden waren, und damit das Wirrwarr für mich beinahe perfekt machten.

Leider war das so ziemlich das einzige Perfekte an diesem Buch.
Denn damit ergibt sich ein Bild, das ich bei Büchern mit geschichtlichem Hintergrund selten wirklich mag: das Vermischen von Fakten mit Fiktion.
Klar, alles hätte so stattgefunden haben können, wie geschildert, wer weiß das schon?! Aber warum einen Sohn erfinden? Warum das Gefühl hinterlassen, als wäre der Ehefrau der schwarze Peter bei so vielem zugeschoben worden? Warum wurden tatsächliche zeitliche Geschehnisse verschoben?

Auch wenn die eigentliche Geschichte rund um den Regisseur G.W. Pabst interessant war, so zog sie sich für mich dann doch zu sehr.
Das ist sicherlich zum Einen meiner „Nebenbei-Recherche“ geschuldet, zum Anderen aber auch dem letztlich doch blaß bleibenden Hauptcharakter, der am Ende gebrochen wirkt und keinen guten, geschweige denn bleibenden Eindruck hinterlässt (und das sowohl filmisch, als auch persönlich; wobei gerade letzteres für mich schwerer wiegt. Wie kann jemand auch nur im Ansatz sympathisch sein, der seine Arbeit dem Wohl seiner Familie voranstellt?).
Dazu kommen die ständig wechselnden Erzähl-Perspektiven, Zeitsprünge (ohne jedoch nie wirklich konkret zu werden) und eine Sprache, die zwar weitestgehend flüssig zu lesen war, aber oftmals den Eindruck hinterließ, mehr zu wollen, als möglich ist, gerade wenn die Szenen ins Surreale oder vermeintlich Filmische abdrifteten.

Ich meine zu erahnen, was Kehlmann hier anhand von Pabst versucht zu erzählen und dennoch zog sich das Buch für mich in weiten Teilen einfach zu sehr.
Wäre das Ganze tatsächlich ein Film gewesen, so hätte man mehr Arbeit in den (hier so viel gepriesene) Schnitt investieren sollen. Und das nicht nur, um zu montieren, sondern vor allem um zu kürzen.