Andere Erwartungen an eine anders erzählte Geschichte

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justm. Avatar

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Auf dem Schutzumschlag als großer neuer Roman über eine zeitlose Freundschaft angekündigt, war ich sehr gespannt. Denn mit Geschichten über Freundschaft bekommt man mich eigentlich immer.

Letzten Endes mußte ich aber feststellen, daß „Lichtungen“ zwar mit der Geschichte von Kato und Lev endet, im Buch aber eigentlich nur das Leben Levs näher betrachtet wird. Darin spielt Kato freilich eine Rolle, findet aber im Grunde meist nur nebenbei statt.
Sehr viel mehr geht es um Lev, seine Familie, politische Umbrüche und ein Land, das von seinen Bewohnern zwar geliebt, aber dennoch oftmals verlassen wird.

Für mich wird diese rückwärts erzählte Geschichte (an sich eine interessante Idee) so eher zur Enttäuschung, einfach weil meine Erwartungen an den Inhalt andere waren.

Damit will ich Autorin Iris Wolff allerdings nicht ihr Erzähl-Talent absprechen. Nur leider traf es inhaltlich, und oftmals auch formell, nicht meinen Geschmack. Was Viele als poetische Sprachen anpreisen werden, fand ich teilweise einfach nur holprig.

Meine Schwierigkeiten sind zum Teil bestimmt der etwas anderen Erzähl-Art geschuldet, sicher aber auch der Tatsache, daß selten wirklich angegeben wird in welchem Jahr man sich gerade befindet bzw. wie alt der Protagonist gerade ist. Das ist verwirrend und lenkt zusätzlich vom Inhalt ab.
Dazu kommt bei mir wenig Vorwissen über die Geschichte Rumäniens, die hier aber definitiv von Vorteil gewesen wäre.

So geriet vieles – für mich – zu Puzzle-Teilen, die sich nur sehr grob zu einem Gesamtbild zusammenfügten.

Und auch wenn klar ist, daß Menschen in der Gegenwart immer nur die Summe der Teile ihrer Vergangenheit (sowohl persönlicher, als auch geographischer und politischer) sind, so hat „Lichtungen“ mir leider nicht die Geschichte erzählt, die ich mir gewünscht bzw. erwartet hatte.
Und die, die stattdessen erzählt wurde, hat aufgrund von Erzähl-Sprüngen und Auslassungen leider nicht den Eindruck hinterlassen können, der von der Autorin vermutlich gewünscht gewesen ist.