Ein poetischer Roman

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Lichtungen von Iris Wolff ist in unseren lauten Zeiten ein Roman, der ungewöhnlich leise daher kommt, aber mit jedem Kapitel, das man liest, mehr von seiner poetischen Kraft entfalten kann.

In einer ungewohnten Erzählstruktur folgen wir der Freundschaft von Kato und Lev aus unserer Gegenwart in die Vergangenheit des kommunistischen Rumäniens Ceaușescus. Die Kapitel zählen runter, der Roman beginnt mit dem 9. Kapitel. Wir erleben ihre Wiederbegegnung in der Schweiz, erfahren aber auch die Hintergründe ihres Auseinanderdriftens und den Beginn ihrer Freundschaft als Kinder. Was mich als Leser besonders begeistern konnte, war der poetische Erzählstil, die fantastischen Bilder, die Wolff in uns entstehen lassen kann. Wie nah man den Figuren auf literarische Weise tritt, ist fast schon unerhört gelungen. Nebenbei fließen auch Ereignisse wie etwa die Katastrophe von Tschernobyl ohne Namensnennung in den Alltag der Menschen ein. Der Roman beschreibt aber nicht nur das Leben Rumäniendeutscher zu Zeiten des Kommunismus, sondern erzählt vielmehr eine universelle Geschichte von Freundschaft und Liebe, Veränderung, Aufbruch und Stillstand.

Für mich ist Lichtungen eines der Bücher dieses Frühjahres, das noch lange nachhallt, obwohl es auf leisen Sohlen angeschlichen kam.