Lebensgeschichten, die nicht vergessen werden dürfen

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meerblick Avatar

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Dieser Roman -Lichtungen- von Iris Wolff hat mich von der ersten Seite an begeistert. Er ist in seinem Aufbau ungewöhnlich gestaltet, denn die Autorin setzt uns Leser bereits zu Beginn ihrer Geschichte über die aktuelle Lebenssituation der beiden Schulfreunde Lev und Kato in Kenntnis. Er, Lev, besucht Kato in Zürich als er eine Ansichtskarte von ihr mit den Worten "Wann kommst du endlich?" erhält. Lev und Kato sind im diktatorisch regierten Ceausescu Regime, in Rumänien, aufgewachsen. Während Kato den Spitzelstaat bereits in sehr jungen Jahren verlässt und ihr Glück anderswo in der Welt sucht, bleibt Lev der rumänischen Heimat, einem kleinen Dorf, verhaftet und sucht dort seinen Weg als Waldarbeiter. Die beiden Außenseiter der Schulgemeinschaft verband eine Freundschaft, die in den pubertären Jahren einseitig von Lev als weitaus mehr gedeutet wurde. Nun trifft er seine große Liebe wieder und er will sich erinnern, erzählen von vergangener Zeit. Doch Katos Interesse in Erinnerungen zu schwelgen, ist nicht gegeben.
Die Autorin scheibt sehr einfühlsam, mit starken Worten Lebensgeschichten, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Für sie sind Erinnerungen über die Zeit verstreut wie Lichtungen. Der immerwährende Konflikt im Vielvölkerstaat zog sich hinein bis in die kleinste Zelle des Landes, die Familie, und zermürbte die Seelen der Menschen, die ein großes Bedürfnis nach Freiheit und Ungezwungenheit verspürten.
Ein wunderbarer Roman mit Herz und viel Verstand geschrieben zur Freude für uns Lesende.