Lev & Kato

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lindarabbit Avatar

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„Lass uns keine Sätze mit 'früher' beginnen.“ Obwohl es ihm einen Stich versetzte, gab er ihr recht. Es gab ein Früher, in dem sie fast alles voneinander gewusst hatten, und das, was jetzt war, musste sich den Vergleich damit gefallen lassen. Das war schwer genug.

Rumänien, noch während der Zeit des Regimes. Kato flieht in Westen und schickt Lev immer fantasievolle Postkarten. Bis die eine kommt 'wann kommst du?' Denn das Regime war besiegt und auch er, Lev, durfte nun reisen. Zwischen Kato und Lev existiert eine besondere Beziehung seit ihren Jugendtagen. Auf dem Weg zu Kato besucht Lev seinen Großvater in Wien. Ferry teilt die Menschen in vier Kategorien ein - Heilige und Verrückte, Kluge und Idioten.
Er könnte Recht haben, der Großvater.

Ein großartiger Schreibstil! Sehr poetisch. Das ist Literatur! Keine leichte Lese, ein dünnes Buch, trotzdem schnell gelesen, trotz der nicht leichten Lese. Weil die Kapitel intensiv sind. Eigentlich könnte ständig daraus zitiert werden, jede Menge von zitierfähigen Passagen, voller Lebenslust und -gier. Die Kapitel laufen rückwärts, angefangen mit Kapitel neun. Kapitel eins ist sehr kurz... und intensiv.

Aufregendes Umschlagsbild, sehr schön gemacht mit dem Vogel (die im Text erwähnte Amsel? Eher nicht). Kato hat auch viele Vogelzeichnungen angefertigt. Auch ein sehr gutes Sinnbild – gefangen?

Die Autorin ist in Hermannstadt, Siebenbürgen, geboren. Kennt also die geografische, kulturelle und politische Situation aus eigener Erfahrung. Sie schreibt gut und ich möchte gerne weiteres von ihr lesen!

Lichtungen, Iris Wolff, Klett – Cotta Verlag, erscheint 2024