Rückblenden für mehr Einblicke

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claudia r. Avatar

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Klappentext / Inhalt:

»Du hättest zurücksehen müssen, dachte er, allein um zu wissen, ob sie sich nach dir umgewandt hat.«
Zwischen Lev und Kato besteht seit ihren Kindertagen eine besondere Verbindung. Doch die Öffnung der europäischen Grenzen weitet ihre Lebensentwürfe und verändert ihre Beziehung für immer. Voller Schönheit und Hingabe erzählt Iris Wolff in ihrem großen neuen Roman von zeitloser Freundschaft und davon, was es braucht, um sich von den Prägungen der eigenen Herkunft zu lösen.
Als der elfjährige Lev über Wochen ans Bett gefesselt ist, wird ausgerechnet die gescheite, aber von allen gemiedene Kato zu ihm ans Krankenbett geschickt, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Zwischen dem ungleichen Paar entsteht eine unverbrüchliche Verbindung, die Lev aus seiner Versteinerung löst und den beiden Heranwachsenden im kommunistischen Vielvölkerstaat Rumänien einen Halt bietet. Ein halbes Leben später läuft Lev noch immer die Pfade ihrer Kindheit ab, während Kato schon vor Jahren in den Westen aufgebrochen ist. Geblieben sind Lev nur ihre gezeichneten Postkarten aus ganz Europa. Bis ihn eines Tages eine Karte aus Zürich erreicht, darauf nur ein einziger Satz: »Wann kommst du?« Kunstvoll und poetisch verwandelt Iris Wolff jenen Moment in Sprache, wenn ein Leben ans andere rührt, und zeichnet in ihrem großen europäischen Roman das Porträt einer berührenden Freundschaft, die sich als Reise in die Vergangenheit offenbart und deren Leuchten noch lange nachklingt.

Cover:

Das Cover hat eine filigrane Schönheit. Der Vogel ist in all seinen Details sehr schön und faszinierend dargestellt. Optisch und farblich ist das Cover wunderschön umgesetzt.

Meinung:

Einblicke in das Leben und die Geschehnisse vom Jetzt in die Vergangenheit. Lev und Kato prägt eine ganz besondere Freundschaft und bereits seit Kindertagen sind diese verwoben, doch als sich die europäischen Grenzen öffnen, verändert sich die Beziehung.

Inhaltlich möchte ich hier nicht allzu viel verraten und halte mich daher mit weiteren Details dazu zurück.

Schreibstil und Anordnung sind besonders. Es beginnt mit Kapitel neun in der Gegenwart und es wird runter nummeriert und geht weiter in die Vergangenheit zurück. Anfangs war dies etwas irritierend, aber ein guter Schachzug, wie sich später herausstellt.

Der Schreibstil ist sehr poetisch und auch tiefgründig angehaucht und die Beschreibungen sind sehr zart, aber auch sprachgewaltig. Die Formulierungen sind gut gewählt. Kein ganz einfach zu lesendes Werk, aber sehr beeindruckend. Die Kapitel sind teils recht kurz und andere wieder etwas länger. Sie geben immer mehr Einblicke Preis und gehen weiter in die Vergangenheit zurück. Die Charaktere sind sehr gut durchdacht und werden genau beschrieben und erörtert.

Durch Levs Sicht bekommt man Einblicke in die rumänische Geschichte, Leben, Alltag, Politik und auch Fragen über Freundschaft und Identität treiben ihn herum. Diese Gedankengänge und Überlegungen fließen geschickt mit ein. Die Handlungen und Geschehnisse sind gut beschrieben und auch in die Situationen und Charaktere findet man sich mehr und mehr hinein.

Die Kapitelnummerierung abwärts gerichtet ist ungewohnt und irritiert anfangs. Die Kapitelanfänge sind sehr gut und deutlich erkennbar und auch die Gestaltung und Gliederung hat mir gut gefallen.

Toll fand ich auch die einleitenden Zitate vor en Kapiteln. Deren Übersetzung findet man hinten im Buch. Die Zitate bringen ebenso Tiefe hinein und unterstreichen die poetische Note. Diese Erinnerungen und Rückblenden geben dem Ganzen seine eigene Note und faszinieren mich als Leser. Man taucht ein in eine Erzählung von Erinnerungsfetzen, Gedanken und Überlegungen. Man wird überwältigt von Prägungen, Wahrnehmungen und Verbindungen. Nach und nach taucht man tiefer ein und versteht diese.

Fazit:

Rückblenden in die Vergangenheit eröffnen mehr Einblicke und zeigen wie zeitlos Freundschaft sein kann.