Rückwärts erzählt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
buchlieberin Avatar

Von

Dieser neue Roman der Autorin spielt nicht nur in Siebenbürgen, sondern auch in Wien, Paris und Zürich.
Sehr besonders ist die Erzählweise. Es geht vom neunten Kapitel rückwärts bis zu Kapitel Eins. Das ist sehr spannend. Die Motive für einige Gegebenheiten und Handlungen erfuhr ich so erst später. Auf diese Weise werden ca. 30 Jahre im Leben von Lev und seiner Kindheitsfreundin Kato skizziert. Es beginnt mit einem Wiedersehen nach längerer Pause und endet mit einem Abschied. Diese letzte Szene, in der Lev seine letzte Erinnerung an den Vater hervorruft ist mit sehr nahe gegangen. Überhaupt ist Lev die Hauptperson, aus seiner Perspektive wird erzählt. Nicht nur die Beziehung zu Kato, sondern auch zur Großmutter, den Brüdern, der Schwester und der Mutter wird betrachtet. Iris Wolff versteht es wie auch in ihren anderen Romanen durch die Beschreibung einiger weniger Szenen ganze Lebensläufe darzustellen. Und dabei nimmt sie sich auch noch immer wieder Zeit für Landschaftsbeschreibungen und wunderschöne Sätze.
Ein Beispiel
„Die Ameise läuft über deinen Arm und weiß es nicht, der Wind fällt auf die Hügel und weiß es nicht; aber du, du weißt: Sie ist fort.“
Lev wollte gerne schon mal mehr als Freundschaft von Kato. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sein Wunsch doch noch in Erfüllung gehen wird. Aber das überlässt die Autorin der Fantasie der Leser:innen.
Doch der Roman ist keine Freundschafts- oder Liebesgeschichte. Sondern auch ein historischer Abriss, der letzten 30 Jahre der Rumäniendeutschen. Und vor allem ein Buch über die Freiheit. Und hier ist Freiheit: auch mal dorthin zurückzukehren, von wo man früher immer unbedingt weg wollte.