Sprachliche Explosion

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LICHTUNGEN

"Gut war man geworden. Im Wegsehen, Weghören. Auch: Wegdenken." (S. 137) - ein Zitat, welches nicht aktueller sein könnte.

I N H A L T:
Zwischen Lev und Kato besteht seit ihren Kindertagen eine besondere Verbindung. Doch die Öffnung der europäischen Grenzen weitet ihre Lebensentwürfe und verändert ihre Beziehung für immer. Voller Schönheit und Hingabe erzählt Iris Wolff in ihrem großen neuen Roman von zeitloser Freundschaft und davon, was es braucht, um sich von den Prägungen der eigenen Herkunft zu lösen. 

M E I N U N G:
Ein Buch über Freundschaft, Rebellion und Freiheit. Ein Buch, welches in Rumänien spielt, welches Ostblock und Öffnung der Grenzen vereint. Ein Buch mit zarten Sätzen, vielen Leerstellen und ganz viel Herz. 
Wolffs neuer Roman "Lichtungen" erzählt von der Freundschaft zwischen Lev und Kato, die nach einem Unfall des jungen Levs ganz zart beginnt. Besonders ist, dass der Roman rückwärts erzählt wird. Diese Perspektive finde ich sehr spannend und gelungen, denn wir gehen gemeinsam zu dem Beginn der Freundschaft zurück. Wir sehen unsere Vergangenheit in einem ganz anderen Licht, deuten Erinnerungen anders oder heben Aspekte hervor. Das Wissen von heute verändert die Wahrnehmung der Vergangenheit. Lev und Kato bleiben mir in weiten Teilen fern, so richtig lassen sie mich nicht in ihre Freundschaft hinein sehen. Es sind eher kleine Streiflichter, in denen mir die Bedeutung ihrer Freundschaft, näher gebracht wird. Sie erzählen von den Hürden, einer Kindheit in Rumänien, Repressalien und die Suche nach der eigenen Freiheit. Besonders Lev kleine, ruhigen Rebellionen haben mich inhaltlich gefesselt. Sprachgewaltig ist der Schreibstil der Autorin. Der Inhalt kam mir an einigen Stellen viel zu kurz. Kaum angefangen, da war das Buch schon zu Ende.

Selten bin ich sprachlich so in ein Buch versunken. Ein zartes, teils poetisches Buch mit vielen Leerstellen. Diese kleinen Lücken regen zum nachdenken und interpretieren an.