Wunderbare, zarte Geschichte über Freundschaft und Familie

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elfe1110 Avatar

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Iris Wolffs neuer Roman nimmt uns mit auf eine wunderbare, poetische Reise zurück in die Leben unserer beiden Protagonisten und zurück in die lichten Erinnerungen ihrer prägenden Erlebnisse.

Lev und Kato sind Freunde seit ihrer Kindheit. Damals, im kommunistischen Rumänien, in Siebenbürgen, ist Lev ans Bett gefesselt und Kato sein Lichtblick. Er, der deutsche Junge inmitten rumänischer Halbgeschwister, verwurzelt in der Heimat und in den Erinnerungen an Vater und Großvater. Sie, Halbweise, Tochter eines Trinkers, Außenseiterin, klug und wissbegierig, mit einem großen Zeichentalent. Zarte freundschaftliche Bande entstehen, die über die Jahre mal enger, mal weiter geknüpft sind, aber sich doch nie voneinander lösen.

Iris Wolff erzählt chronologisch rückwärts die Geschichte zweier ungleicher Menschen. Gleich dem Kennenlernen von Fremden beginnt sie in der Gegenwart und lässt uns nach und nach in neun Episoden unsere beiden Figuren entdecken und verstehen. Immer geht es ein Stück weiter in die Vergangenheit, immer ist es eine „Lichtung“ im Lebenslauf, eine besondere Begegnung, ein Ereignis, das die persönlichen Entwicklungen von Kato und Lev geprägt haben. Zwei Menschen, deren Leben sich im Rumänien des Kalten Krieges trafen und deren Wege sich in unterschiedliche Richtungen schlängelten.

Iris Wolffs Sprache ist poetisch und bildreich, ihre Sätze sind intensiv und doch sehr anmutig und zart. Gleich einem Bild im Roman ist es, als würde man am Rand einer Lichtung stehen und durch die Sonnenstrahlen plötzlich für einen ganz kurzen Moment vollkommene Klarheit erlangen. Jede Figur hat ihre Rolle und ist selbst in kleinen Randerscheinungen fein gezeichnet und von tieferer Bedeutung. Und so handelt der Roman von Freundschaft, Familie und Vertrauen, von Zugehörigkeit und den Wurzeln der eigenen Identität, von enger Verbundenheit inmitten von Gegensätzen, von Freiheit, Flucht und Verlassenwerden.

Wie prägen unser Leben und Erlebnisse unsere Identität, unsere Lebensentwürfe, unsere Zukunft? Was sind die Bande, die uns über Jahre und Jahrzehnte miteinander verknüpfen? Lev und Kato zeigen uns dies in Fragmenten, in kleinen Lichtungen ihres Lebens.