Merkwürdiger Mix

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kalli Avatar

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Liebe am Limit widmet sich einem hochaktuellen Thema: toxischen Beziehungen, wie sie sowohl in Partnerschaften, am Arbeitsplatz, in der Familie als auch unter Freunden vorkommen können.

Das Buch ist aufgeteilt in drei relevante Bereiche: zuerst werden toxische Beziehungen definiert und klassifiziert, abgegrenzt und erklärt. Dieser Theorie-Teil wirkt auf mich wie eine Seminararbeit an der Universität, umfangreich und detailliert, gleichzeitig aber etwas unbelebt und sperrig. Das Seminararbeits-Gefühl wird durch das schlichte Äußere - etwas merkwürdiger Druck, Tippfehler schon auf den ersten Seiten, dünnes Paperback - sicherlich verstärkt. Es werden zahlreiche Kategorien und Bestandteile aufgeführt, die aber für keine weitere Herleitung oder Unterscheidung später herangezogen werden. Hat man dann jetzt halt mal gelesen. Mir hat der Teil leider gar nichts gebracht. Dass die Autorin schon länger erfolgreich schreibt, hätte ich bis hierhin nicht gedacht.

Deutlich spannender ist da der zweite Teil, die eigene Erfahrung der Autorin im Bereich toxischer Beziehungen. Hier arbeitet die Autorin ihre Beziehung auf, die sich über die Jahre von einem Urlaubsflirt in Neuseeland zu einer toxischen Ehe in London und schließlich Deutschland entwickelt hat. In diesem Bereich werden die Zwickmühlen, die Nöte der beiden Partner gut herausgearbeitet, wie auch die Dynamik, wie aus einer romantischen Beziehung etwas so ungesundes werden konnte. Viele Beweggründe kann ich dennoch nicht nachvollziehen. Das macht aber sicher zu einem guten Teil das Wesen toxischer Beziehungen aus, dass auch die Verhaltensweisen der Opfer nicht von außen nachvollziehbar sind.

Der dritte Teil schließlich beschäftigt sich mit der Auflösung der toxischen Beziehung. So sehr die Autorin sich um Direktheit und Nähe bemüht, springt bei mir der Funke auch hier nicht über. Ich bezweifle, dass ich in solch einer Notsituation in diesem Buch Hilfe, Mut oder Zuversicht finden könnte.

Es ist vertrackt: ich spüre die Motivation hinter dem Buch - Augen öffnen, wissen vermitteln, nahbar werden, Hilfestellung geben - aber die Umsetzung überzeugt mich leider nicht, auch wenn ich den Mittelteil mit viel Mitgefühl gelesen habe.