Toxic

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abibliophobia Avatar

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Keine leichte Kost. Vorweg: das Buch interessiert mich aus persönlichen Gründen. Wie wohl die meisten, die sich dieses Buch gekauft haben, denn warum sollte man dieses Buch lesen, wenn man keine Berührungspunkte mit toxischen Beziehungen hat. Diese Erfahrungen hat aber traurigerweise schon fast jede Frau gemacht. Da sind die Leserinnen wohl auch aus privaten Gründen die härtesten Kritikerinnen des Buches. Das Cover passt total, man verschwindet Stück für Stück, wird immer mehr angefressen. Das Vorwort ist direkt an den Leser gerichtet, man spürt die Emotionen und die Hilfsbereitschaft in jeder Zeile. Es fühlt sich an, als wäre es direkt für einen selbst geschrieben worden. Es wird nichts beschönigt, aber auch nichts dramatisiert. Obwohl es so ein emotionsgeladenes Thema ist, sind die Worte sehr sachlich und sprechen damit vordergründig den Verstand an, was auch notwendig ist, damit es Klick macht und man die Situation erkennt, denn erst dann kann man sich auch aus ihr befreien. Der Aufbau ist sehr schlüssig und gut strukturiert, um langsam und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhend, in das Thema einzufühlen und die Muster zu verstehen.
Besonders gut finde ich, dass sich nicht nur auf romantische Beziehungen fokussiert wird, sondern alle zwischenmenschlichen toxischen Beziehungen durchleuchtet werden. Beispielsätze schaffen die Verbindung zwischen Theorie und Praxis. Die Überleitungen und Erklärungen sind sehr schlüssig und durchdacht. Einige Abschnitte sind sehr kurz gehalten, da hätte ich mir tiefergehende Informationen gewünscht.
Die persönliche Geschichte der Autorin macht alles noch nahbarer. Obwohl ihre persönliche Leidensgeschichte durchaus erkenntnisreich ist, rückt das Thema toxische Beziehungen etwas in den Hintergrund. Hier hätte ich mir mehr Verknüpfungen mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Abschnitt Eins gewünscht. Die Fragen am Ende sind eine umfassende Hilfe zur Reflektion und man bekommt das Gefühl nicht alleine dazustehen.
Ein hilfreiches Buch zum Erkennen toxischer Beziehungen und ein erster Schritt. Dennoch ist weitere Literatur notwendig, um tiefer ins Thema einsteigen zu können.