Toxische Beziehung – ein Erfahrungsbericht

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Was ist eine toxische Beziehung? Was zeichnet sie aus? Und wie kann man sich daraus befreien? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ‚Liebe am Limit‘ von Kerstin Heymann.

Das Buch ist in drei Abschnitte aufgeteilt. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Definition von toxischen Beziehung bzw. emotionaler Erpressung. Ich fand diesen Teil informativ, denn er gibt einen guten, aber auch recht knappen Überblick zu dem Thema. Tatsächlich hat mir manchmal die Tiefe gefehlt. Der Aufbau der Kapitel und auch der Stil der Beschreibung wirkten auf mich eher wie eine Diplomarbeit. Man merkt, dass sich die Autorin ihr Wissen anhand externen Quellen (die auch angegeben sind) aufgebaut hat und dieses hier weitestgehend nur reproduziert.
Im zweiten Teil beschreibt die Autorin ihre eigenen Erfahrungen, aus 15 Jahren toxischer Beziehung. Dieser Abschnitt ist das Herzstück und m.M.n. der stärkste Part des Buches. Die Situationsbeschreibungen erfolgen relativ nüchtern und dennoch – oder gerade deswegen – ist der Schrecken, den die Autorin durchlebt hat, umso greifbarer. Andererseits fehlte mir teilweise die Einordnung ihrerseits. Zwar konnte ich das emotionale Dilemma, in dem sie steckte, nachvollziehen. Dennoch hätte ich mir zu einigen Situationen mehr Einblick gewünscht, warum sie so gehandelt hat (z.B. das Tolerieren des Verhaltens ihres Mannes ggü. dem Hund).
Der dritte Teil versucht schließlich eine Hilfestellung zu geben, wie man sich aus einer toxischen Beziehung befreien kann. Dieser Teil ist m.M.n. nicht wirklich gelungen. Das Angesprochene kann bestenfalls als Denkanstoß dienen, sich weiter damit auseinanderzusetzen. Für eine echte Hilfestellung sind die Absätze aber viel zu kurz und sehr allgemein geschrieben. Ich glaube nicht, dass die Autorin in ihrer akuten Situation damit etwas hätte erreichen können.

Ich verstehe den Gedanken hinter dem Aufbau des Buchs, aber leider funktioniert das m.M.n. nicht besonders gut. Die drei Abschnitte nehmen zu wenig Bezug aufeinander. So fand ich es schwierig den „Theorie-Teil“ auf die tatsächlichen Erlebnisse der Autorin zu übertragen. Hier wäre eine Mischung aus autobiografischer Schilderung in Verbindung mit Aufzeigen der Merkmale und anschließender Empfehlung zum Umgaben vielleicht besser gewesen.

Fazit. ‚Liebe am Limit‘ ist aus meiner Sicht kein Ratgeber. Die Autorin ist keine Psychologin oder Medizinerin, sondern eine betroffene Person, die ihr Erlebtes mit diesem Buch aufarbeitet, aber auch Hilfe für andere anbieten möchte. Letzteres ist zwar löblich und verständlich, gelingt aber nur bedingt. Aus meiner Sicht wäre ein reiner Erfahrungsbericht oder auch ein neutraler Ko-Autor mit entsprechender Ausbildung eine besser Option gewesen, um wirklich einen Mehrwert zu generieren. So war es für mich nichts Halbes und nichts Ganzes. 2,5 Sterne.