Burn-Out oder No-Burn?

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Fred Firneis, alternder Lyriker mit Alkoholproblem, hat nach zwei erfolgreichen Lyrik-Bänden so etwas wie eine Schreibblockade. Seine Verlegerin Susanne steckt mit ihrem kleinen Verlag in Geldnot und möchte daher unbedingt einen neuen Band Gedichte von ihm. Er jedoch hat sich nach der Trennung von seiner Freundin zuhause eingeigelt. Die resolute Susanne verfrachtet ihn nun kurzer Hand aus Berlin nach Österreich, in die Berghütte ihres verstorbenen Vaters an den Elbsee. Dort, fern ab der Zivilisation, ohne Strom, findet er quasi wieder zu sich selbst zurück, überwindet seine Resignation - auch mit Hilfe seiner Bekanntschaft August, des resoluten Försters, der immer eine alpine Lebensweisheit parat hat. Und dann gibt es da noch die "Gewäzzer"-Forscherin Mara aus der Slowakei. Sie erforscht das Fortpflanzungsverhalten der Fische - daher auch der Titel des Buches.

So weit so gut, mehr sei hier nicht verraten, auch wenn das Buch zum Ende hin noch einige Irrungen und Wirrungen aufzuweisen hat. Wie ich es fand? Es war unterhaltsam, aber der Humor war mir dann doch oft etwas zu viel des Guten. Zunächst haben wir es hier mit einigen Klischees zu tun: die erfolgshungrige Verlegerin, der resignierte Autor, der plumpe Förster, die naive Mara etc. Dazu kommt der Humor, der die Situationen doch etwas überzeichnet. Das ist zwar teils amüsant, jedoch auch etwas nervig auf die Dauer, fand ich. So philosophiert der Förster August gern herum, z.B. über Burn-out und zeigt dem Städter Fred, dass doch eigentlich alles ganz einfach ist. Und bringt ihm das Jodeln bei...

Vom Stil her wechseln sich am Anfang Sms, Mails und Telefonate ab, später in der Berghütte schreibt Fred seiner Verlegerin einige Briefe. Diese sind recht sarkastisch geschrieben. Dadurch ergibt sich ein kunterbunter Mix, der eine gewisse Unruhe ins Lesen bringt. Der Roman versucht, die Komik und einige intellektuelle philosophische Gedanken unter einen Hut zu bringen, was ihm allerdings (finde ich) nicht so gut gelingt. Durch die Situationskomik konnte ich die Lebenskrise von Fred Firneis nicht wirklich ernst nehmen. Mich erinnerte das alles irgendwie an eine flache Screwball-Komödie. So wurde für mich einiges an Potential verschenkt. Den Anfang fand ich noch ganz gut, jedoch ab der Mitte war es nicht mehr so ganz mein Geschmack.