Liebe unter Fischen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
linus63 Avatar

Von

Der erfolgreiche Lyriker Fred Firneis hat einen klassischen Burnout. Während er in seiner Berliner Wohnung zusehends verwahrlost, benötigt seine Verlegerin Susanne Beckmann dringend ein neues Werk von ihm, das ihren insolventen Verlag retten soll. Sie bietet Fred eine Auszeit in ihrer einsamen Hütte an einem See in den österreichischen Alpen an. Durch ein Unwetter sitzt er dort nach seiner Ankunft fest, mit Plumpsklo und Spiralnudeln, Ablaufdatum 11/1989, jedoch ohne Strom und Handyempfang. Dadurch kommt er zwangsläufig zur Ruhe und kann sich mit sich selbst, der Natur und der plötzlich auftauchenden Biologiestudentin Mara auseinandersetzten, die das Fortpflanzungsverhalten der Elritze, einer Fischart, untersuchen will ....

Die Geschichte ist leicht und gut zu lesen und durch nach Datum unterteilte Kapitel im zeitlichen Ablauf gut zu verfolgen. Die angenehm überschaubare Anzahl Protagonisten sind skurrile Individuen, die perfekt in diese ungewöhnliche Inszenierung passen. Allen voran steht der etwas schrullige Fred, den René Freund im Laufe der Geschichte eine wunderbare Entwicklung mit erstaunlichen Erkenntnissen durchlaufen lässt. Einen krassen Gegensatz zu ihm bilden der Revierförster August, ein einfacher, aber klarer, in sich ruhender Mensch und seine Verlegerin, die fest in ihrer technisierten Welt verankert ist und der jedes Mittel recht ist, um Fred wieder zum Schreiben zu bringen.

Das Buch strotzt vor allem in der ersten Hälfte vor Klischees, hat aber auch die ein oder andere Weisheit und Erkenntnis nahtlos in das Geschehen integriert. All dies setzt der Autor mit Hilfe sprachlicher und stilistischer Mittel, einer ironisch witzigen Betrachtungsweise, amüsantem, verbalen Schlagabtausch und komischen Situationen wirkungsvoll in Szene. Er erzeugt damit eine heitere Stimmung, die mich mehrfach laut lachen ließ und bringt so eine gewisse Leichtigkeit in Freds Probleme, was ihm einen fließenden Übergang zu Freds Romanze mit Mara ermöglicht. Leider flacht dieser Stil im letzten Drittel des Buches ab. Die Handlung verliert an Witz, geht nach den bislang originell gestalteten Begebenheiten in einen vergleichsweise einfachen Verlauf über und mündet nach einigem Hin und Her in einem vorhersehbaren Ende.

"Liebe unter Fischen" ist eine leichte und humorvolle Liebesgeschichte, die ich insbesondere wegen ihres Schreibstils und ihrer Sprache gerne gelesen habe.