Liebe unter Fischen

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marionhh Avatar

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Der Lyriker Alfred Firneis, ein Österreicher in Berlin, leidet an einer Schreibblockade und befindet sich mitten im Burnout. Seine Verlegerin Susanne Beckmann ist aber auf ihn als Bestseller-Autoren angewiesen und schickt ihn nach einem heftigen Zusammenbruch auf ihre Almhütte ins österreichische Nirgendwo. Dort gibt es nichts als wilde, unberührte Natur, und dort soll er sich erholen und wird ihr dann hoffentlich neue Gedichte mitbringen.
Brummelnd begibt sich Fred also in die Einöde und trifft dort zunächst auf Förster August samt Hündin Aisha, der dem mit der Bergwelt unerfahrenen Fred das Leben rettet und ihn mit Lebensmitteln versorgt, und später dann auf die Studentin Mara, die den höchst spannenden Schwarmfisch Elritze erforscht. Durch Sturm und andere Naturgewalten ist man gezwungen, gemeinsam in der Hütte zu übernachten, und Fred und Mara kommen sich näher. Mara inspiriert Fred, und er verfasst tatsächlich einiges an neuen Werken. Dann verschwindet Mara plötzlich, und nach einem Monat Hüttengaudi kehrt Fred zwar deutlich gesünder nach Berlin zurück, hat aber die Gedichte verbrannt und vermisst Mara, August und die Hütte ganz schrecklich.
Die verzweifelte Susanne klammert sich an den letzten Strohhalm zur Rettung ihres Verlages und verlangt die Rekonstruktion der Gedichte. Im Gegenzug will sie Fred etwas über Mara erzählen. Fred steigert sich in wilde Verschwörungstheorien hinein und will sich nicht erpressen lassen, wird dann aber von einen heftigen Schaffensdrang befallen und händigt Susanne tatsächlich einen vollständigen Gedichteband aus. Kann Fred nun endlich seine Mara in die Arme schließen?
Herrlich humorvolle Geschichte mit einigen kleinen Wendungen, wundervolle, teilweise kauzige Charaktere und viel Lokalkolorit. Fred ist der typische Künstler, einerseits sehr von sich überzeugt, andererseits jedoch auch ständig im Zweifel, wie er auf andere wirkt. Die Wandlung, die er in dem Monat auf der Hütte erlebt, macht ihn zu einem neuen Menschen. Zwar immer noch kompliziert, aber dennoch denkt er nun nicht mehr ausschließlich an sich. Durch Briefe, die er auf der Hütte an Susanne schreibt, erfährt der Leser unglaublich viel von seinem Innenleben, und er verliebt sich aufrichtig in Mara.
Der Schreibstil von René Freund ist einfach wunderbar! Die Beschreibungen der Charaktere, der Umgebung und der Geschehnisse sind detailliert, aber nicht ausschweifend, und sehr pointiert nimmt er sich des einen oder anderen Clichés an, nur um es danach wieder ad absurdum zu führen, er bleibt aber immer liebevoll dabei. Aus verschiedenen Perspektiven gewinnt der Leser einen sehr intimen Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten, und die treffsicheren Kommentare und Weisheiten des Alpenphilosophen August sind nicht nur einfach wahr, sie helfen Fred aus seinem schwarzen Loch heraus.
So unterschiedlich die Protagonisten sind, lebt man doch mit jedem einzelnen mit und wünscht sich, dass alles gut wird: für die emotionalen und etwas komplizierten Fred und Mara, die so gut zusammenpassen und deren Einsamkeit nun ein Ende hat, und für die Kämpfernatur Susanne und ihren kleinen Verlag, für die Freds Gedichte die Existenz bedeuten. Einzig August ruht in sich, und nach einem kleinen Ausflug in die große Stadt und der Zusammenführung des Liebespaares kehrt er mit Aisha in seine heile Bergwelt zurück, hat aber Freunde fürs Leben gefunden.
Fazit: Ein herrlicher Roman und eine schöne Geschichte über das Finden der Liebe und sich selbst! Die Gegensätze zwischen der hektischen Großstadt und der einsamen Bergwelt, die Sprache, die sich je nach Charakter oder Umfeld wandelt und natürlich die wundervollen Protagonisten selbst fesseln den Leser, so dass er das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Es regt zum Schmunzeln und mehr als einmal auch zum hellen Auflachen an und lässt einen mit dem sehr befriedigenden Gefühl zurück, etwas Schönes erlebt zu haben.