Ehrlich, ungeschönt, aber trotzdem interessant

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kindder80er Avatar

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Nach der ersten Kurzgeschichte, die ich in der Leseprobe lesen durfte, weiß man schon so ungefähr, wohin die Reise geht: Relativ unsentimental wird das Thema Liebe oder was die Menschen dafür halten verarbeitet.

Hierbei handelte es sich um ein Ehepaar mit einer nahezu erwachsenen Tochter, die eine lange Zugreise zum Jahresurlaub unternimmt. Während nach außen hin alles gut zu sein scheint, offenbart sich, dass die Frau schon seit langen Jahren eine Affäre hat und sie vermeintlich gut verheimlichen konnte. Auch der Vater hat amouröse Aktivitäten vorzuweisen. Als die Affäre der Frau stirbt und sie das durch eine Zeitung erfahren muss, bröckelt die Fassade. Alle haben es gewusst - selbst die Teenagertochter, die beiden am Ende eine Predigt hält, die sich gewaschen hat! Der Teenager scheint mehr Ahnung von "Liebe" zu haben, als alle denken und ist um Weiten abgeklärter, als man es sich als Eltern wünscht...

Solche Kurzgeschichten liebe ich! Man taucht ein, man lernt die Charaktere kennen, man meint zu wissen worum es geht und dennoch kommt ein Ende, das man sich so nicht gedacht hat. Zumal es hierum die hochgelobte Liebe geht, die gnadenlos auf den Boden der Tatsachen geholt wird. Hier endet es also nicht mit dem Happy End, bei dem sich alle kriegen, sondern es geht so einige Schritte weiter! Der Alltag, der die Liebe aufzufressen droht, die Heimlichkeiten, die sich entwickeln oder sogar Affären daraus entstehen und die Langeweile, die sich einschleichen kann. Das alles ist ehrlich und weit weg von Heile-Welt-Geschichten, aber so ist das Leben und bisweilen auch die Liebe!

Trotzdem macht das Buch Hoffnung! Hoffnung darauf, dass man es selbst nicht so weit kommen lassen muss und dass man vielleicht doch den Seelenverwandten neben sich auf der Couch sitzen hat - man muss ihn nur wieder neu entdecken!