Acht liebevolle Geschichten

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milena Avatar

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Ein großes Kompliment an die Autorin Valeria Parrella und ihre Übersetzerin Annette Kopetzki. Das schmale Büchlein von knapp 150 Seiten vermittelt atmosphärisch so viel wie manch dicke Roman nicht. "Liebe wird überschätzt, der Tag nach dem Fest, die Ausgesetzten, Behave, Respekt vor dem, der es weiß, 99/99/9999, das Kastell und das letzte Leben" sind die acht Geschichten übertitelt, die von Liebe, Begehren, Sex und vor allem von Sehnsucht, Sehnsucht nach dem echten und unverfälschten Leben handeln.
Die Geschichte, die dem Buch den Titel gab, skizziert das Leben eines Paares mit gemeinsamer, fast erwachsener Tochter, einer Familie, bei der das Geheimnis der Untreue das beherrschendes Element ist. Eine gemeinsame Reise erhält einen tragischen Moment, als die Mutter aus der Zeitung erfährt, dass ihr langjähriger Geliebter einem Herzinfarkt erlegen ist. Ihr nur notdürftig zu kaschierender Zusammenbruch bringt die scheinbare Idylle zum Einsturz. Sowohl der Ehemann als auch die Tochter wussten von der Existenz des Mannes. Eine andere Geschichte lässt eine alternde Lehrerin, die an ihre pflegebedürftige Mutter gekettet ist, eine späte und etwas unstandesgemäße Liebe zum Kellner ihrer Stammpizzeria erleben. Valeria Parrella gelingt es auf nur wenigen Seiten den Leser mitzunehmen in ein fremdes Leben, das sich manchmal nur in einem Satz erschließt. Das ist wahres Erzähltalent.