Berührende und kluge Fabel

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mianna Avatar

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In "Liebende" schreibt der koreanische Dichter Jeong Ho-seung von der Liebe und dem Erkennen des eigenen Wesens. Die Geschichte ist wunderschön bebildert.

Blauperlenauge und Schwarzperlenauge sind zwei Karpfen, die Windspiele schmücken. Ein Mönch kauft sie und hängt sie an jeweils eine Ecke eines Tempels. Dort sind sie in tiefer Liebe verbunden, bis Blauperlenauge Fernweh bekommt und davon fliegt, um nach seiner Bestimmung zu suchen.

In der sich entwickelnden Suche nach sich selbst geht es um die existenziellen Fragen des Lebens. Blauperlenauge begegnet verschiedenen Wesen, lernt Freundschaft und Liebe kennen, bekommt tiefe Wunden und kommt immer wieder in schwierige Situationen. Am Ende macht die Geschichte einen Bogen und wird rund.

Wie in Fabeln üblich bekommen Tiere und Gegenstände Leben, können Fühlen und Sprechen. Alles scheint möglich und auf existenzielle Fragen folgen kluge und poetische Antworten. Als Dichter hat der Autor sich sichtbar ausgelebt. Der Text ist sehr poetisch und gespickt mit Lebensweisheiten. Zeitweise fühle ich mich an die Geschichten von Paulo Coelho erinnert. Gleichzeitig ist das Geschehen sehr berührend und macht nachdenklich.

Störend war zwischenzeitlich, dass die Geschichte kitschige Züge hat und auf wenigen Seiten (etwas über 100) inhaltlich sehr kompakt ist. So war es schwer immer hinterher zu kommen. Womöglich zeigen sich auch darin Eigenschaften von Fabeln. Also nicht für Jeden was.

Eine berührende und kluge Fabel - ein fliegender Karpfen auf der Suche nach sich Selbst.