Anfang statt Ende

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Normalerweise läuft es so ab: Jemand wird entführt, als Leser erlebt man das Leid der Person mit, bis die Flucht gelingt oder der Entführte von den Ermittlern gerettet wird. Dann ist das Buch meist zu Ende.

Der Thriller von Romy Hausmann setzt aber genau hier an: Lena wurde entführt, konnte aber fliehen und befindet sich jetzt im Krankenhaus.

Das hat mich am Anfang schon etwas irritiert, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie es denn jetzt noch spannend werden soll - wurde es aber.



Erzählt wird das Buch aus verschiedenen Perspektiven, die dann immer mit dem Namen der Person überschrieben sind. So kommt man nicht durcheinander. Im Mittelpunkt steht Lena, die entführte Frau, außerdem ihre Tochter Hannah und Matthias, ein Vater, dessen Tochter seit 14 Jahren vermisst wird.



Am Anfang versteht man nicht wirklich viel, denn die Autorin hält sich bei den Hintergründen sehr bedeckt. Vor allem aus den Erzählungen von Hannah, der Tochter, erfährt man nach und nach von der Hütte im Wald und kann so versuchen, sich alles zusammenzureimen. Außerdem gibt es Rückblenden, in denen sich Lena an ihre Zeit in der Hütte erinnert. Auch so wird immer etwas mehr Licht ins Dunkle gebracht.



Da man aber weiß, dass das nun Vergangenheit ist - schließlich ist die Protagonistin in Sicherheit - wird hier eher die Neugier befriedigt als Spannung aufgebaut. Diese findet sich eher in der Gegenwart wieder. Denn anders als sonst erlebt man hier mit, wie das Entführungsopfer auch nach seiner Befreiung leidet. Zwar sind die körperlichen Wunden verheilt und man ist keinen Zwängen mehr ausgeliefert, doch ist es trotzdem nicht leicht, in den normalen Alltag zurückzukehren. Das wird in Lenas Passagen sehr deutlich und sorgt dafür, dass man beim Lesen Gänsehaut bekommt. Denn richtig frei scheint Lena nicht zu sein.



Mir hat es wirklich Spaß gemacht, das Buch zu lesen und es hat mich richtig gefesselt. Man hat immer nur Info-Häppchen hingeworfen bekommen, doch je mehr man erfahren hat, desto gruseliger wurde das Ganze. Besonders unheimlich war für mich die Tochter Hannah - aber irgendwie auch faszinierend.



Dem Buch fehlt es wirklich an nichts. Ich konnte es nicht aus der Hand legen: 5 Sterne!