Brilliantes Thrillerdebüt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
büchermaulwurf Avatar

Von

Er macht den Tag. Und die Nacht. Wie Gott.
Eine fensterlose Hütte tief im Wald. Eine entführte, junge Frau und zwei Kinder, gefangen in diesem Verlies, in dem strenge Regeln herrschen, aufgestellt und überwacht vom Vater. Der gesamte Familienalltag reglementiert, selbst die Toilettengänge.
Der Thriller beginnt jedoch genialerweise dort, wo andere enden - als der Frau die Flucht aus der Hütte gelingt...

Romy Hausmann ist ein wirklich großartiges, herausragendes Thrillerdebüt gelungen, dass mich von der ersten bis zur letzten Seite in Atem gehalten hat. Das Buch ist ein wahrer Pageturner, den man kaum zur Seite legen kann. Er ist schon jetzt mein Highlight für 2019, bestens geeignet um die Bestsellerlisten zu stürmen.
Die Handlung ist genial konstruiert und birgt einige Wendungen und Überraschungen. Immer, wenn ich dachte, jetzt habe ich die Dimensionen des Ganzen erfasst, gab es eine überraschende Wende, die alles wieder in Frage stellte. Bis zum packenden Finale wusste ich nicht wirklich, wer der Peiniger ist und lag mit meiner Vermutung total daneben.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. So kommen abwechselnd die 13-jährige Hannah, das Entführungsopfer selbst, sowie der Vater der entführten Lena zu Wort. Der Erzählstil ist immer der jeweiligen Person angepasst, was den Leser tief in die Gefühlswelt und die Gedanken der verschiedenen Personen blicken lässt und so auch verschiedene Blickwinkel auf die Ereignisse zulässt.
Durch die Entführte erfährt man in Rückblenden die schrecklichen Details ihrer Gefangenschaft in der Hütte und erhält einen grausamen Einblick in die erlittene psychische und physische Gewalt sowie die Auswirkungen auf ihr weiteres Leben. Erschütternd ist auch Hannahs Part. Sie erscheint sehr kindlich und altklug, aber keineswegs wie eine 13-jährige, eine Folge ihrer Gefangenschaft. Ihre Perspektive hat mich am meisten erschüttert. Durch Lenas Vater erhält man Einblick in die Gefühlslage der Eltern des Entführungsopfers, die ihre entführte Tochter nie aufgaben und alles in Bewegung setzten, um sie zu finden.
Besonders die Rückblicke in die Zeit der Gefangenschaft in der Hütte verlangen dem Leser einiges ab und haben bei mir viele Emotionen geweckt - Mitleid, Ekel Abscheu, Trauer, Unglauben aber auch Spannung, wie es wohl endet. Dadurch, dass es in der Realität tatsächlich schon ähnliche Fälle gab (Kampusch, Fritzl) erhielt die Handlung etwas ungeheuer authentisches und schockierendes. Ich habe selten einen Thriller gelesen, der mich emotional so mitgenommen hat.

„Liebes Kind“ ist damit ein rundum gelungenes Debüt einer vielversprechenden neuen Autorin, das von mir begeisterte 5 Sterne erhält. Ein Buch das mir spannende Lesestunden bereitet hat und nachwirkte. Absolute Leseempfehlung!!!