Entführt

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wal.li Avatar

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Vor Jahren verschwand die Studentin Lena. Sie wurde nie gefunden und ihrer Eltern wünschen sich nichts sehnlicher als zu erfahren, was mit ihrer Tochter geschehen ist. Dann wird eine bei einem Unfall verletzte junge Frau mit ihren zwei Kindern im Krankenhaus eingeliefert. Ihre Beschreibung passt auf Lena. Die Eltern Karin und Matthias wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Können sie wirklich Hoffnung schöpfen? Die junge Frau ist schwer verletzt und die Kinder sind so verstört, dass ihre Angaben zunächst nicht so richtig eingeordnet werden können.

Am Schlimmsten ist es, wenn man nicht weiß, was passiert ist und wo ein geliebter Mensch geblieben ist. Kann ihre Tochter Lena nach mehreren Jahren wirklich wieder auftauchen? Kann sich die größte Sehnsucht erfüllen? Und die beiden Kinder? Haben sie sogar Enkel? Was haben sie mitgemacht? Sie erfahren von dem Leben in der Hütte, von einem Mann, der alles kontrolliert, der den Tag bis ins Kleinste durchgetaktet hat. Die Enkelin Hannah ist wie ein wandelndes Lexikon, die allerdings der Welt abgewandt scheint. Der jüngere Jonathan ist emotionaler und auch labiler als seine Schwester. Die Erzählungen der Kinder und der jungen Frau zeichnen ein beinahe unglaubliches Bild.

Eine Entführte, die vermeintlich wieder auftaucht und das auch noch mit zwei Kindern. Beim Lesen dieses Buches, das wunderbar subtil mit dem spielt, was preisgegeben wird, beginnt man jeden zu verdächtigen etwas Übles im Schilde zu führen. Wer hat welche Motive? Was ist tatsächlich geschehen? Wer ist das liebe Kind? Gleichzeitig versucht man sich hineinzuführen in eine junge Frau, die entführt und eingesperrt wurde. Zum Glück ist das kaum möglich, weil man die Erfahrung nicht hat, aber man bekommt doch einen Eindruck von dem Grauen. Und man kommt auf die wildesten Ideen, was wirklich geschehen sein könnte. Da ist schließlich die eigene Phantasie überbordender als die überraschende Auflösung der Autorin. Doch mit dem Geschick wie Romy Hausmann damit spielt, welche Anregungen sie ihrem Publikum gibt, ist dieses Erstlingswerk ausgesprochen lesenswert.