Grandios erzählter und konstruierter Psychothriller

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Eine einsame Hütte im Wald, die Fenster sind mit Dämmplatten verschraubt. Dort leben die 13-jährige Hannah und ihr Bruder Jonathan mit ihrer Mutter und ihrem Vater. Ihr Alltag folgt strengen Regeln, an die sich die Familienmitglieder stets zu halten haben. Nur der Vater darf die Hütte verlassen. Doch eines Tages gelingt der Frau die Flucht …

Mit „Liebes Kind“ ist Romy Hausmann ein grandioses Thriller-Debüt gelungen. Selten hat mich ein Thriller derart gefesselt und emotional mitgenommen wie dieser. Die Geschichte setzt an einem interessanten Punkt an, nämlich dort, wo die meisten Krimis für gewöhnlich aufhören: mit der Flucht und der Befreiung aus dem Martyrium. Hier beginnt die Geschichte der „Frau aus der Hütte“ erst. Wer ist sie und warum hat der Entführer gerade sie in seine Gewalt gebracht? Nach und nach wird dem Leser das ganze Ausmaß dieses Verbrechens mit all seiner Grausamkeit und Tragik vor Augen geführt.

Besonders beeindruckt hat mich hierbei die Schilderung der Ereignisse aus Sicht der verschiedenen Charaktere. Da ist zum einen Hannah, die 13-Jährige Tochter der Entführten, ein unglaublich scharfsinniges, aber gleichzeitig emotionsloses Kind, welches die Situation, in der es aufgewachsen ist, nie zu hinterfragen gelernt hat. Zum anderen erhält der Leser Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Mutter, sowohl aus der Zeit der Gefangenschaft als auch über ihre Versuche, das Erlebte hinter sich zu lassen und wieder im Alltag Fuß zu fassen. Und schließlich ist da noch Matthias, der Vater von Lena, einer vor fast 14 Jahren verschwundenen Studentin, der die Suche nach seiner Geliebten Tochter nie aufgegeben hat und voller Wut und Trauer ist.

Diese unterschiedlichen Blickwinkel verwebt die Autorin geschickt zu einem düsteren und packenden Psychothriller, der einen so schnell nicht wieder loslässt. Immer wenn man glaubt, nun alle Facetten dieses Verbrechens erfasst und durchschaut zu haben, überrascht die Handlung durch eine weitere unerwartete Wendung. Und so bin auch ich bis zuletzt bezüglich der Identität des Entführers und somit auch des Vaters von Hannah und Jonathan im Dunkeln getappt. Ein wirklich grandios erzählter und konstruierter Thriller, der schon jetzt zu meinen Highlights für das Jahr 2019 zählt! So kann ich nur verdiente 5 Sterne geben.