Nur noch ein Kapitel...

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zopfmadame Avatar

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... das habe ich mir immer wieder eingeredet, bis aus einem Kapitel zwei, vier,... und schließlich weitere hundert Seiten wurden. "Liebes Kind" ist ein Buch, das einen von Anfang an packt und nicht mehr loslässt. Lange ist es her, dass ich bis spät nachts wach geblieben bin, um ein Buch zu lesen, weil ich es einfach nicht beiseitelegen konnte. Romy Hausmann hat genau das geschafft, eine Leistung, von der sich viele Thriller-Autoren noch etwas abschauen könnten.

"Liebes Kind" beginnt an der Stelle, wo die meisten Thriller aufhören. "Was gibt es denn da noch zu sagen?", möchte so mancher fragen, doch glaubt mir - es gab noch viel zu sagen. Hat mich das Buch anfangs noch ein wenig an "Raum" von Emma Donoghue erinnert, so verflog dieses Gefühl ganz schnell wieder.

Der Thriller beginnt mit Lenas Flucht aus ihrem Gefängnis. Ein Gefängnis, in dem sie jahrelang gelebt hatte, indem sie sogar eine Familie hatte. Doch schon bald stellt sich heraus, dass nicht alles so ist, wie es scheint und sie trotz ihrer Flucht kein Happy End erreicht hat - sie ist eher von einem Verderben ins nächste gestolpert.

Die Geschichte wird aus den Perspektiven von mehreren verschiedenen Personen erzählt. Obwohl sie alle von derselben Autorin geschrieben wurden, ist jeder Charakter einzigartig, hat seine Stärken und seine Schwächen, seine Engel und Dämonen, die für den Leser mit der Zeit immer sichtbarer werden. Besonders der Charakter der Hannah geht einem unter die Haut und man erlebt mit ihr mit, wie sie die Welt zum ersten Mal erlebt und wie es ihr dabei ergeht.

Ich muss zugeben, in etwa 100 Seiten vor dem Ende dachte ich zu wissen, wer der Täter war und worauf es im Endeffekt hinauslaufen wird - und ich lag so falsch. Was mich natürlich umso mehr gefreut hat, denn das zeigt, dass das Ende alles andere als vorhersehbar war.

Ich möchte euch zum Schluss meine absolute Lieblingsstelle des Buches nicht vorenthalten: "Es ist schwer zu ertragen, aber wahrscheinlich ist es einfach so. Es ist Liebe. Ganz gleich wie krank, verdreht und falsch verstanden, bleibt es immer noch Liebe. Liebe, die uns antreibt. Die und zu Monstern macht, jeden auf seine Art." Was es damit auf sich hat, müsst ihr selbst lesen, vertraut mir - ihr werdet es nicht bereuen.