War wie gefangen!

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minimidimami Avatar

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Nach den ersten Seite und auch dem Klappentext dachte ich: "kenn ich" - vom Bestseller „Raum“ von Emma Donaghue. Auch darin wird eine junge Frau entführt, in einem fensterlosen Raum festgehalten und bekommt ein Kind von ihrem Peiniger. Aber nach wenigen Abschnitten von „Liebes Kind“ wurde mir klar, dass Hausmanns Thriller ganz anders angelegt ist. „Raum“ ist ganz aus der Sicht des Kindes geschrieben und spielt im ersten Teil komplett im „Gefängnis“ von Mutter und Kind.
In „Liebes Kind“ erzählen verschiedene Protagonisten und die Handlung setzt nach der Flucht aus dem „Gefängnis“ ein. Die Geschichte beginnt "wo andere Thriller enden" wie jemand schon schrieb.

DerAutorin gelingt es, ihre unterschiedlichen Erzähler sehr überzeugend klingen zu lassen. Allen voran Hannah, das erste Kind, das in der Gefangenschaft geboren wurde. In sachlich, nüchternen Sätzen die von kindlicher Naivität ebenso wie von abgeklärter Vernunft geprägt sind, wird hier schwer fassliches Grauen zur fassbaren „Normalität“.

Ergänzend zu Hannah, wird die Geschichte aus der Sicht des Vaters vom Entführungsopfer Lena und aus dem Blickwinkel eines weiteren Opfers erzählt. Hinzu kommen Zeitungsartikel aus der Zeit des Verschwindens von Lena. Die Erzähleinheiten sind perfekt gesetzt. Puzzleteil für Puzzleteil scheint sich die Geschichte vor dem Auge des Lesers herauszubilden.

Ich hatte schon mit einer Überraschung gerechnet - so meinte ich zwischenzeitlich, der ehemalige Freund des ersten Opfers führe ein Doppelleben. Aber von der eigentlichen Auflösung wurde ich absolut unerwartet überrollt!