Ein starker Roman, der dich nachträglich zum Nachdenken anregt!

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roseanne_66 Avatar

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Lios beste Freundin und Mitbewohnerin Mariam möchte Lio unbedingt verkuppeln und so schreitet sie aktiv ein, um Lio ein Date zu vermitteln.
Auf diese Weise lernt die Biologin Lio, die eigentlich Single bleiben wollte, über eine Dating-App den Radiomoderator Max kennen und begibt sich schließlich auf ein Date mit ihm. Zunächst mögen sie sich, dann lieben sie sich und schließlich ziehen sie sogar zusammen, wobei beide Protagonisten psychische Wunden bzw. Traumata haben. Diese werden im Laufe des Buches zwar aufgegriffen, aber nicht aufgearbeitet, wo ich in der Hinsicht auch zu meinem einzigen Kritikpunkt an der Geschichte komme.
Als Lio schlussendlich ungewollt Schwanger wird, so zeigt sich nach und nach welche psychischen Wunden sie all die Zeit über verdrängt hat und dass sie diese nun zulassen muss.

Die Protagonisten sind der Autorin Caroline Schmitt wirklich gut gelungen, denn sie sind nicht rundum "perfekt", sondern haben eben ihre persönlichen Ecken und Kanten. Genau dadurch wirken sie im Endeffekt aber unheimlich realistisch bzw. authentisch, was mir beim Lesen wirklich gut gefallen hat. Lio ist zwar nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, aber mit der Zeit lernt man sie doch etwas besser kennen. Somit habe ich mich dann dabei ertappt, dass ich mit ihr mitgefühlt habe und mich ihre Gedanken zum Nachregen angeregt haben.

Der Schreibstil der Autorin ist schonungslos ehrlich und direkt, so dass die Sätze in einem nachhallen, was meiner Meinung nach echt gut zu der Geschichte des Romans passt. Besonders beeindruckt hat mich jedoch der Fakt, dass dieser Roman der Debüt-Roman von Caroline Schmitt ist und das möchte ich an dieser Stelle sehr gerne nochmal explizit hervorheben.

Das Cover hat mich direkt auf Anhieb in seinen ganz eigenen Bann gezogen, weshalb man dadurch auf jeden Fall auf das Buch aufmerksam wird. Ich finde auch, dass das Cover in gewisser Weise zum Inhalt passt, aber so ganz anfreunden konnte ich mich damit schlussendlich dann doch nicht. Laut meinem Empfinden strahlt das Cover ein wenig zu viel Härte aus, obwohl es plakativ betrachtet seinen Zweck erfüllt.
Den Titel "Liebewesen" hingegen finde ich leider etwas irreführend, denn alleine bei dem Titel könnte man im Vorfeld in Erwägung ziehen, dass es in der Geschichte des Romans um aufrichtige Liebe oder der besagten Liebe zu seinem eigenen Kind geht. Das ist jedoch nicht der Fall, denn die Geschichte ist insgesamt betrachtet definitiv keine leichte Kost oder ein Wohlfühlroman, da der Ton innerhalb der Geschichte alles in allem ziemlich rau und kühl/nüchtern ist.

Ich für meinen Teil hoffe dennoch sehr, dass Caroline Schmitt noch weitere Romane dieser Art verfasst und veröffentlicht, denn mit diesem Roman ist ihr ein unglaublich schonungsloser sowie ehrlicher Roman gelungen. Die Autorin versteht es auf direkte und ernste Weise wichtige Themen aufzugreifen und daraus eine Geschichte zu kreieren, die einen berührt, zum Nachdenken anregt und einem auf ganz eigene Weise sogar die Augen öffnet. Es ist zwar kein überaus auffälliger Spannungsbogen erkennbar, der sich durch das gesamte Buch zieht, aber alleine die direkte Sprache der Autorin und die Emotionen sowie Gedankengänge der Protagonistin Lio sorgen dafür, dass man gerne erfahren möchte, wie es weitergeht.