Gutes Debüt, das Lust auf mehr macht

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
buchbliss Avatar

Von

Wenn die Blurbs von zwei meiner Lieblingsautorinnen stammen, kann es sich bei „Liebewesen“ von Caroline Schmitt nur um ein gutes Buch handeln, oder?

Lio hat mit Ende 20 einen spannenden Job als Biologin und lebt in einer WG mit ihrer besten Freundin - auf den ersten Blick scheint es das Leben ganz gut mit der Protagonistin in „Liebewesen“ zu meinen. Der Schein trügt: Eine schwierige Kindheit, ein kompliziertes Verhältnis zum eigenen Körper und Gewalterfahrungen - körperlich und sexuell (TW!) - machen es Lio wahrlich nicht einfach. Die Narben der Vergangenheit lassen sich nicht so leicht abschütteln - besonders, wenn es um die Liebe geht. Wie soll Lio, für die eine gynäkologische Untersuchung bereits traumatisch ist, sich auf eine intime Beziehung einlassen können?

Daran ändert zunächst auch Max nichts, den sie über eine Dating App kennen und schließlich lieben lernt. Max kämpft mit seinen eigenen Dämonen: Depressionen. Obwohl Lio sich nicht öffnen kann und die Beziehung auf wackeligem Grund gebaut ist, funktionieren die beiden irgendwie. Erst als Lio ungewollt schwanger wird, sich Max aber nicht anvertrauen möchte, bröselt nicht nur dieses Fundament. Erinnerungen und Ängste prasseln auf Lio ein und konfrontieren sie mit ihrer Vergangenheit.

Obwohl es zunächst so scheint ist „Liebewesen“ keine Liebesgeschichte. Ich habe mich zu Anfang ein wenig an „Nordstadt“ erinnert gefühlt und war mir nicht sicher, in welche Richtung sich der Roman entwickelt. Das Buch nimmt jedoch Fahrt auf und wird intensiver, stärker, beeindruckender. Bislang habe ich noch keine derart direkte literarische Aufarbeitung einer Abtreibung und möglicher Komplikationen gelesen. Applaus dafür! 👏🏻 Auch die Entwicklung der Charaktere, besonders Lios, fand ich gelungen. Ein Debüt, das Lust auf weitere Bücher von Caroline Schmitt macht.