Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert

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In den letzten Wochen wurden auf von mir gerne verwendeten Bücherseiten (so auch hier auf vorablesen) neue Features eingeführt, bei denen man seine Leseeindrücke einfach und bequem mit anderen teilen kann. Das Verknüpfen von Inhalten mit den Social Media ist also weiterhin auf dem Vormarsch! Daher ist das vorliegende Buch des Soziologen Stefan Selke "Lifelogging: Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert" aktueller denn je. Warum wollen Menschen der ganzen Welt ihre Aktivitäten mitteilen? Wer hat etwas davon, wenn man seine Kommentare zu allem möglichen postet? Auf solche Fragen erhoffte ich mir Antworten in dem Buch. Vielversprechend war schon das Inhaltsverzeichnis und den Beginn des Buches wieder. Selke schreibt in einer guten Mischung aus Fakten und leichter Lesbarkeit. Seine Ausführungen sind interessant und plausibel. Sehr überrascht hat mich, dass der Schwerpunkt weniger auf Social Media lag, sondern auf dem tatsächlichen Lifelogging, also etwa der Überwachung von Körperfunktionen und –daten mit Apps und diversen Geräten wie Schrittzählern oder Kalorienmessern. Selke legt überzeugend dar, dass sich durch Beschäftigung mit diesen Dingen das gesamte Lebensgefühl eines Menschen bzw. einer Gesellschaft verändern kann. Das Ideal eines Menschen, der sein Leben im Griff hat (was vor allem dem Erreichen eines für mich fragwürdigen Fitnessideals entspricht), kann dazu führen, das Leben nicht mehr richtig genießen zu können. (Denn bezeichnenderweise gibt es keine Apps, die gute Gespräche etc. vermessen.)
Als kritischer Mediennutzer und Skeptiker, was Lifelogging angeht, fand ich das Buch spannend zu lesen, aber auch erschreckend.