Berührende Erinnerung an eine verlorene Schwester

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lisaliestviel Avatar

Von

Obwohl die inhaltliche Gewichtung ganz anders war als ich vermutet habe, so hat mir „Lilianas unvergänglicher Sommer“ doch gut gefallen. Die Autorin Cristina Rivera Garza lässt darin ihre vor fast 30 Jahren ermordete Schwester lebendig werden und feiert deren Leben. Es geht zwar durchaus auch um den Femizid bzw. die Aufklärung dessen und die allgemeinen gesellschaftlichen Umstände welche es Frauen schwer machen in Mexiko sicher zu leben. Aber im Mittelpunkt steht ganz klar das Leben von Liliana. Dafür greift Cristina Rivera Garza nicht nur auf eigene Erinnerungen zurück, sondern arbeitet akribisch die schriftlichen Hinterlassenschaften ihrer Schwester in Form von Notizen, Briefen, Gedichten und Texten auf. Auch Studienfreund:innen, Verwandte und die Eltern kommen zu Wort. Nach und nach entsteht so das Bild einer klugen und lebenslustigen Frau, für die Freiheit einfach alles bedeutete. Aber auch die Wirkmacht eines gewalttätigen (Ex-)Partners zieht sich durchs gesamte Buch. Eingeordnet wird dessen Verhalten auch durch einen Fragebogen zur Gefahreneinschätzung bei häuslicher Gewalt. In der Gesamtheit ist „Lilianas unvergänglicher Sommer“ wohl einzigartig und ein verdienter Gewinner des Pulitzerpreises 2024. In diesem Buch stecken spürbar viel Arbeit und Herzblut der Autorin. Empfehlen würde ich es allen die Biografisches mit einem feministischen Einschlag mögen. Es ist eine berührende und sehr aktuelle Lektüre für welche ich gerne 5 Sterne vergebe.