Ein berührendes Buch über die eigene Trauer und dem Auseinandersetzen mit dem Leben.

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susi222 Avatar

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Cristina Rivera Garzas Lilians unvergänglicher Sommer ist ein eindringliches und zugleich berührendes Buch, das tief in menschlicher Erfahrungen eines Verlustes eintaucht. Im Zentrum steht die Trauer um die verstorbene Schwester Lilian – ein Verlust, der nicht nur Schmerz hinterlässt, sondern auch existenzielle Fragen aufwirft: Welche Rolle nimmt die Hinterbliebene in der Welt ein? Darf man weiterleben, Freude empfinden, das eigene Leben genießen, während das der Schwester so tragisch zu Ende ging?

Der Autorin gelingt es, diese schwierigen Themen mit großer sprachlicher Fertigkeit und emotionaler Sensibilität zu verhandeln.

Das Buch ist zugleich schmerzhaft und heilsam. Es zeigt, dass Erinnerung an einen geliebten Verstorbenen nicht Stillstand bedeutet, sondern eine Art Fortleben, ein unvergänglicher Sommer, in dem Nähe und Liebe weiterbestehen – jedoch in neuer Form.

Mich hat dieses Werk sehr berührt, weil es auf so authentische Weise beschreibt, wie schwer es fallen kann, sich Lebensfreude zu erlauben, während man um einen geliebten Menschen trauert. Ich begleite seit einigen Jahren Trauergruppen junger Erwachsener und genau diese Themen kommen bei unseren Trauernden immer wieder vor. Rivera Garza lädt dazu ein, diesen inneren Konflikt nicht zu verdrängen, sondern ihn als Teil eines Prozesses zu verstehen, bei dem Trauer und Lebenslust nebeneinander bestehen dürfen.

Mein Fazit: Lilians unvergänglicher Sommer ist keine leichte, aber eine sehr lohnende Lektüre. Es ist ein sprachlich kraftvolles, tief bewegendes Buch, das Leserinnen und Leser dazu ermutigt, die eigene Beziehung zu Verlust, Trauer und Erinnerung neu zu betrachten.