Eine Schwester und ihr Weg der Gerechtigkeit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
worte.wald Avatar

Von

"Ich muss die behördliche Ermittlungsakte durch ein eigenes, persönliches Archiv ersetzen, ein eigenes Archiv von Berührungen und Atem, Stimme, Nähe und Liebe." (S.42)

Ich habe dieses besondere Buch in der Verlagsvorschau entdeckt und lange überlegt, ob ich es lesen will. Cristina Rivera Garza hält in ihrem Werk das Lebensarchiv ihrer jüngeren Schwester Liliana fest, die durch einen Femizid starb. Ich habe selbst eine jüngere Schwester und kann die Vorstellung nicht ertragen, dass ihr etwas geschehen könnte. Doch ich bin sehr froh, dass ich dieses autobiografische Buch gelesen habe.

"Lilianas unvergänglicher Sommer" startet damit, dass die Autorin auf der Suche nach Ermittlungsakte ihrer Schwester ist. Es sind einige Jahre seit ihrem Tod vergangen, aber der Täter, Lilianas Ex-Freund, wurde für die Tat nie verurteilt. Cristina will Gerechtigkeit und nimmt es mit den mexikanischen Behörden auf.

Schnell stellt sie jedoch fest, dass es an ihr liegt, Lilianas Leben unvergänglich zu machen (siehe Zitat oben). Sie wagt sich zum ersten Mal an die Gegenstände, die ihre Schwester zurückgelassen hat. Sie liest ihre Notizbücher und befragt Freund*innen, um darzustellen, was Liliana ausgemacht hat. Ergänzt werden die Erzählungen und Briefe durch Fotos, was mir sehr gut gefallen hat. Die literarischen Analysen von Lilianas Briefen fand ich großartig! Die eingewebten Informationen zu Femiziden unterstreichen, dass Lilianas Schicksal nur ein Beispiel von dem vieler (mexikanischer) Frauen ist.

Mich hat das Buch tief beeindruckt und sehr bewegt. Lilianas Liebe zur Liebe wird liebevoll dargestellt, sie ist das Herzstück ihrer eigenen Geschichte und das fand ich absolut gelungen. Cristina Rivera Garza zeigt, wie sehr ihre Schwester gelebt und geliebt hat, und dass sie ihr Leben viel zu früh verlassen musste.

Absolute Leseempfehlung!

5/5 Sterne