Gewaltig!

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Cristina Rivera Garzas „Lilianas unvergänglicher Sommer“ ist ein kraftvolles, literarisch eindrucksvolles Buch, das weit über eine bloße Sommergeschichte hinausgeht. Es handelt sich nicht um einen klassischen Roman, sondern vielmehr um eine Mischung aus persönlicher Aufarbeitung, feministischer Anklage und poetischem Gedenken.

Im Zentrum steht der gewaltsame Tod von Liliana, der jüngeren Schwester der Autorin, die 1990 von ihrem Ex-Partner ermordet wurde. Rivera Garza rekonstruiert Lilianas Leben anhand von Tagebüchern, Briefen, Erinnerungen und offiziellen Akten – und gibt ihr so posthum eine Stimme zurück. Es ist ein Buch der Erinnerung, aber auch des Widerstands.

Der Titel „unvergänglicher Sommer“ steht sinnbildlich für das gestohlene Leben, das nie zu voller Blüte gelangen durfte. Rivera Garza verwebt persönliche Trauer mit gesellschaftlicher Analyse – insbesondere der strukturellen Gewalt gegen Frauen in Mexiko.

Stilistisch ist das Buch dicht, anspruchsvoll und dennoch zugänglich. Rivera Garzas Sprache ist poetisch, klarsichtig und emotional – ohne je sentimental zu werden. Es ist ein Text, der tief berührt und lange nachhallt.

Fazit:
„Lilianas unvergänglicher Sommer“ ist keine leichte Lektüre, aber ein eindrucksvolles, mutiges Buch über Verlust, Erinnerung und die Kraft der Sprache.