Verlust der Schwester durch einen Femizid - Wer war Liliana?

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rosetheline Avatar

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Mexiko-Stadt, Juli 1990. Eine junge, zwanzigjährige Studentin wird von ihrem Ex-Freund ermordet. Ein Femizid zu einer Zeit und in einem Land, in dem dieses Thema noch stark unter den Teppich gekehrt wurde. Ein Mörder, der auch 29 Jahre später noch nicht gefasst wurde und immer noch irgendwo auf freiem Fuß ist.

Die Handlung klingt nach einem Kriminalroman, doch sie hat sich so im echten Leben zugetragen. Aber darum geht es nicht in diesem Buch, zumindest nicht so, wie es zu Beginn scheinen mag.

Cristina Rivera Garza hat mit diesem Buch die Geschichte ihrer Schwester Liliana aufgeschrieben. Sie zeichnet das Bild von Lilianas Jugendtagen bis hin ins junge Erwachsenenalter. Wer war Liliana? Und wer war sie für andere und andere für sie? Anhand von Briefen, Tagebucheinträgen, Gesprächen und Erinnerungen bekommt man als Leser*in einen Einblick in das Leben einer jungen Frau mit Stärken und Schwächen, einer Frau, die man kennen oder selbst sein könnte; einer Frau, die viel zu schnell gehen musste. Eine Frau, die in eine Beziehung geriet, die ihr im Nachhinein zum Verhängnis wurde, selbst nachdem diese schon lange vorbei war. Eine Frau die ermordet wurde und deren Fall kein faires Urteil erhielt.

Rivera Garza hat eine wichtige und herzzerreißende Geschichte über den Verlust eines geliebten Menschen geschrieben, aber darüber hinaus hat sie der Welt mit diesem Buch gezeigt, dass hinter jedem Femizid ein Mensch, eine Frau, mit ihrer eigenen Geschichte steckt. Daher vergebe ich 4,5 Sterne.