Worte finden, das Schweigen brechen - weil Femizide systemisch sind

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caro_phie Avatar

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Es ist der Winter 2019. Cristina Rivera Garza sitzt auf dem Bordstein vor einer Kriminalbehörde im Viertel Azcapotzalco, dem Viertel Mexiko Stadts, in dem vor 29 Jahren ihre Schwester Liliana von ihrem Ex-Freund umgebracht wurde.

Die Behörde ist die letzte Station auf einer langen Reihe von Behörden, die Cristina und eine Freundin an diesem Tag abgeklappert haben auf der Suche nach der Ermittlungsakte zu dem Mord an Liliana. Beflügelt von der MeToo-Bewegung hofft Ana nun, knapp drei Jahrzehnte und unendlich viele Femizide später, zumindest etwas zu Gerechtigkeit zu erwirken. Denn der Mörder ihrer Schwester - obwohl bekannt - wurde nie festgenommen.

Cristina Rivera Garza zeichnet das Bild einer Gesellschaft, die keine Worte für die Gewalt an Frauen kennt, eines korrupten Staates und das zutiefst persönliche Bild einer Familie, die unter der Trauer und Scham angesichts des erzwungenen Schweigens über das Schicksal ihrer Tochter und Schwester niedergedrückt wird.

Basierend auf Fotografien, Lilianas Tagebucheinträgen, Briefen an Freund*innen und Gesprächen mit eben diesen Freund*innen erzählt Cristina fragmentarisch die Geschichte ihrer Schwester und gleichzeitig das Musterbeispiel einer toxischen Beziehung.

Sie schafft es persönliche Erzählung und Gesellschaftsporträt zu einer tief berührenden Geschichte zu verweben, die sich schwer einem einzelnen Genre zuordnen lässt. Letztendlich ist Lillianas unvergänglicher Sommer eine Aufforderung - sich mit Geschichten wie der Liliana Rivera Garzas auseinanderzusetzen, sie anderen zu erzählen und das Schweigen über ähnliche Schicksale zu brechen!

Ein unendlich wichtiges Buch!