Zäh.

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mariederkrehm Avatar

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Cristina Rivera Garza fährt im Jahr 2019 nach Mexiko und fahndet dort nach der Ermittlungsakte ihrer Schwester. Vergeblich. Der Mord an der zwanzigjährigen Liliana ist bald 30 Jahre her, die Akte ist weg.

Ihre Versuche, an die Unterlagen zu kommen, dokumentiert die Autorin ausführlich, garniert sie mit Orts- und Straßenbeschreibungen und fügt Erinnerungen an teilweise wenig sachdienliche Begebenheiten hinzu, sodass es schon zu Beginn des Buches immer mühsamer wird, die nächste Seite umzuschlagen. Zumal die Tat selbst unverhältnismäßig lange im Dunkeln bleibt und beim Leser, der ja selbst nicht betroffen ist, keine Empathie aufkommen will.

Das Buch ist chronistisch, präzise, poetisch und leider auch sehr ausschweifend verfasst. Es gibt Briefe, Hefte, Notizbücher von Liliana. Daraus zitiert die Schwester und Autorin. Oftmals distanziert, und viele Beiträge lässt sie unkommentiert. Ebenso die nachträglich niedergeschriebenen Telefoninterviews mit Freunden, Verwandten und Nachbarn.

Das Buch ist sehr privat und es liest sich zäh. Wer es vertreten kann, sollte von hinten anfangen. Dort finden sich unter anderem Zeitungsausschnitte, die das Geschehene hinreichend beschreiben, sodass die 200 vorangegangen Seiten auch für Dritte einen Sinn ergeben.

Fazit: Man muss es lesen wollen.