Anne Stern erzählt in "Lindy Girls" eine durchweg interessante Geschichte aus der Zeit der Weimarer Republik, als das amerikanische Lebensgefühl der Roaring Twenties auch Deutschland erreichte, und hat damit ein dankbares Thema für sich entdeckt - das aber dann doch an modernen Trend der Simplifizierung von Romanstoffen leidet und dessen Plauderton an manchen Stellen unpassend erscheint (was im historischen Roman zur Zeit ja ohnehin angesagt ist). Damit verwässert die Autorin dann leider die Atmosphäre und vergibt sich die Chance auf ein faszinierendes Eintauchen ins damalige Zeitkolorit. Daumen hoch für die Geschichte, stilistisch wäre hier eindeutig mehr drin gewesen. Andererseits: Für den derzeitigen Lesermarkt macht Anne Stern es damit völlig richtig. Ein Paradoxon der aktuellen Literaturszene.