Lasset das Tanzbein schwingen

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mammutkeks Avatar

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Anne Stern war mir als Autorin vor der Lektüre von „Lindy Girls“ nur namentlich bekannt, gelesen hatte ich von ihr maximal ihre Insta-Posts. Erzählt wird im Roman die Geschichte von einigen jungen Frauen, deren Namen ich permanent verwechselt habe. Sie sind unter anderem Teil einer von Wally gegründeten und trainierten Tanzgruppe, die allerdings noch auf ihren Durchbruch wartet. Der Charleston ist das bestimmende musikalische Element – leider im Buch häufig auf „Scream for Icecream“ reduziert.
Die grundlegende Stimmung der zwanziger Jahre, der roaring twenties, wird ganz gut eingefangen: Der große soziale Unterschied, die Hinterhofwohnungen, der Dreck und vielfach unhygienische Verhältnisse – kontrastiert durch die Feierlaune, den Champagner und die Tanzvergnügungen z.B. im Friedrichstadtpalast.
Auch gesellschaftliche Fragen wie die Folgen des (Ersten) Weltkriegs, der aufkommende Nationalsozialismus und die Frauenbewegung werden aufgegriffen. Es gibt nur leider kaum neue Aspekte, so dass sich „Lindy Girls“ für mich wie eines von vielen Büchern liest. Es fehlt mir an Tiefgang – die beschriebene Handlung ist doch ziemlich oberflächlich und kratzt nur ab und zu etwas in die Tiefe.
Insbesondere die Vielzahl der Personen hat mich irritiert – zu keiner konnte ich eine emotionale Bindung aufbauen. Auch der Wechsel der Perspektive, der durch die unterschiedlichen Geschichten erreicht wird, hat mich meist eher verstört.
Mein Fazit: Ein ganz gutes Buch, aber mehr leider nicht.