Spanische Sonne

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sternchen1202 Avatar

Von

Erster Satz:
“Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Wie ein Werbejingle in Endlosschleife hatte sich die Mutter aller rhetorischen Fragen in Lisas Gedächtnis eingenistet.“

Tessa Hennig (1963 geboren) ist seit vielen Jahren Drehbuchschreiberin und freie Journalistin. Erst Jahre später entdeckte sie auch das Medium Roman für sich. Ihr Debütroman „Mutti steigt aus“ wurde sogleich ein großer Erfolg. Hennig wohnt und arbeitet in München.

Inhalt:
Lisa scheint mit den Männern kein Glück zu haben: Sie packt gerade die Koffer für den gemeinsamen Sommerurlaub in Marbella, als ihr Freund Reiner per SMS Schluss macht. Doch statt Trübsal zu blasen, fährt Lisa alleine in das Haus ihres Exmannes Felipe, um vier ruhige Wochen dort zu verbringen und die alte Clique zu sehen.
Doch es kommt anders als gedacht: Felipes Sohn Andreas taucht samt Freundin auf und möchte das Haus kaufen. Doch Lisa weigert sich. Um seinen Willen durchzusetzen, engagiert Andreas eine ehemalige Prostituierte und einen Penner, um Lisa zu vertreiben. Doch so schnell gibt sie nicht auf und aus Feinden werden so bald Freunde.
In diesem Sommer unternimmt Lisa nicht nur eine Reise nach Spanien, sondern auch zu sich selbst…

„Lisa geht zum Teufel“ – ein kleiner Sonnenstrahl am verregneten Frühlingshimmel!
Hennig gelingt es sehr schnell, dass ich beim Lesen das Gefühl bekam, die Sonne im Gesicht zu spüren, auch wenn dies noch lange nicht der Fall war. Im grauen deutschen Frühling wurde ich durch den Roman ins sonnige Spanien versetzt und konnte sowohl das Meer riechen, als auch die spanische Lebensfreude nachempfinden.
Gut vorstellen kann ich mir aber auch, dass sich mit diesem Buch einige entspannende Urlaubsstunden verbringen lassen…
Zusammen mit Lisa ging ich auf eine Reise nach Spanien, die aber auch in die Tiefen Lisas Person und in ihre Vergangenheit führten.
Lisa ist eine 58-jährige, erfolgreiche Verlagsmitarbeiterin, die bisher mit den Männern nur Pech hatte. Gerade ihr Exmann Felipe wirft immer noch einen sehr dominanten Schatten auf ihr Leben. Zu Beginn wirkt Lisa sehr oberflächlich, ist sehr auf ihr Äußeres fixiert und tritt Felipe sowohl verbittert als auch wütend gegenüber. Erst durch die Begegnung mit Rafael und Delia gelingt es ihr, sich von diesem Weltbild zu lösen und sich weiterzuentwickeln. Diese Entwicklung wird sehr glaubhaft geschildert, was mir Lisa noch ein Stückchen fest ans Herz wachsen ließ. Auch die überaschende Offenbarung am Ende trug hier einen Großteil zu bei.
Ebenfalls hat mir gut gefallen, dass Hennig aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. So erfährt der Leser das Geschehen durch Lisa, Andreas, Felipe, Rafael und Delia. Obwohl Lisa den Hauptteil erzählt, kommen die anderen Figuren nicht zu kurz und bieten eine interessante Abwechslung.
Leider gibt es auch einen deutlichen Kritikpunkt: An manchen Stellen waren mir die Figuren zu oberflächlich und zu sehr auf Klischees beschränkt (z.B. Lisas Freunde). Ich konnte nicht zu allen Figuren eine Beziehung aufbauen, da die Gefühlsausbrüche teilweise sehr überraschend erfolgten (Lisa, Felipe und Andreas) und ich die Beweggründe nicht immer nachvollziehen konnte. Dadurch zog sich der Roman an einigen Stellen und die Spannung kam abhanden.
Zusammenfassend kann ich jedoch sagen, dass es sich um ein Buch handelt, dass einige sonnige und entspannte Stunden bescheren kann. Ich würde es vor allem an Leserinnen empfehlen, die jung geblieben sind oder bleiben wollen.