Lockruf des Romans

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metalpanda Avatar

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Es gibt Bücher, bei denen der Einstieg langsam, sanft und etappenweise erfolgt. Anders bei "Lockruf der Nacht" - der Prolog ist schon mal ein richtiger Sprung ins kalte Wasser einer scheinbar spannenden und etwas gruseligen Geschichte. Schon beim Lesen der ersten Zeilen wird der Adrenalinpegel des Lesers drastisch erhöht: eine Frau ist nachts mit dem Auto unterwegs und wird verfolgt. Doch als sie den Notruf wählen will, ist der Verfolger weg. War er überhaupt je da? Darüber nachzudenken bleibt ihr keine Zeit, denn sie stürzt mit ihrem Auto ins Wasser.

Wer ist diese Frau? Das verrät die Leseprobe noch nicht.
Stattdessen dürfen wir Leia kennenlernen. Nach einem äußerst spannenden Prolog scheint der der Einstieg in die eigentliche Geschichte zunächst etwas schleppend zu werden. Doch wir erfahren einiges über diese Leia, was im weiteren Verlauf bestimmt von Bedeutung sein wird. Leia ist 28 Jahre alt, arbeitet in einem Maklerbüro und scheint kein Glück mit Männern zu haben. Gerade wirft sie ihren neuesten "Freund auf Zeit" raus, nachdem er die Toilette mit ihrem Kleiderschrank verwechselt.
Bis hierhin liest es sich wie ein typischer Frauenroman. Doch ein geschickt eingebautes Element lockert das Ganze sehr auf: Leia träumt. Das ist nichts Außergewöhnliches, doch sie träumt ziemlich wirres Zeug, deshalb schreibt sie seit Neuestem ihre Träume auf. Die Traum- und Wachkapitel folgen im Wechsel. Immer wieder träumt sie von ganz bestimmten blauen Augen, doch sie kann sich nicht erinnern, diese Augen oder die dazugehörige Person in Wirklichkeit zu kennen.
Das Ganze wirkt sehr mysteriös und gibt dem Roman diesen unverkennbaren Beigeschmack des mystischen Fantasy-Genres.
Dazu kommt der - beinah thrillermäßig - spannende Prolog.

Die kurze Leseprobe offenbart noch nicht besonders viel, doch man bekommt sofort Lust, weiterzulesen, um zu erfahren, was es mit diesen Träumen auf sich hat und wer die Frau im Prolog war? Womöglich Leia?
Lilly M. Love setzt geschickt unterschiedliche Schreibstile ein, was das Werk unglaublich erfrischend wirken lässt. Ausufernde Beschreibungen, wenn es zum Beispiel um die Loft von Leia geht, etwas rüpelhafte Sprache in Gedanken oder in direkter Rede von Leia (sie scheint mächtig Haare auf den Zähnen zu haben), kurze, abgehackte Sätze in der Verfolgungsszene, die die Hektik und die Angst der Fahrerin förmlich entgegenschreien.

Die kurze Leseprobe offenbart noch nicht besonders viel, doch man bekommt sofort Lust, weiterzulesen, um zu erfahren, was es mit diesen Träumen auf sich hat und wer die Frau im Prolog war? Womöglich Leia?
Wenn das Buch auch im weiteren Verlauf so spannend ist, wie die ersten Seiten, dann wird das Werk dieser mir bislang unbekannten Autorin sicherlich zum Bestseller.