Werbelockruf des Eigenverlags

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metalpanda Avatar

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Ich glaube, ich habe mich noch nie so schwer getan, eine Rezension zu schreiben, wie bei diesem Buch.

Die Leseprobe versprach eine spannungsgeladene Fantasy-Geschichte, gespickt mit rätselhaften Thrillerelementen, garniert mit einer "typischen" Frauengeschichte. Im Prolog eine Frau, die im Dunkeln verfolgt wird und in den Fluss stürzt, in der Haupterzählung dann Leia, die zwar ein ziemlich unspektakuläres Leben führt, nachts aber außergewöhnliche Sachen träumt - oder erlebt.

So vielversprechend die Leseprobe begann, umso enttäuschender wurde der Roman im weiteren Verlauf.

Mehrere aufgebauschte Handlungsstränge, die auf einmal im Nichts enden, viele unausgearbeiete, leere Figuren, unverständliche Handlungen (zum Beispiel: welche Frau würde nach einer vermuteten Vergewaltigung einfach mal locker flockig den normalen Tagesablauf weiterleben?). Der Versuch, den Roman mit erotischen Elementen aus Leias nächtlichen Erlebnissen anzureichern, wirkt ebenfalls unbeholfen und deplatziert. Die Autorin konnte sich anscheinend nicht entscheiden, in welche Richtung das Werk gehen soll, und hat einfach alles reingepackt, was irgendeine Zielgruppe ansprechen könnte. Dadurch wirkt die gesamte Handlung sehr verwirrend, der Verlauf zieht sich in die Länge trotz vieler Handlungsstränge, und kaum ist man in einer Geschichte drin, wird sie abrupt abgebrochen und nie wieder erwähnt (wie beispielsweise der rätselhafte Tod von Leias entzückendem Schrankpinkler-Ex).

Die Krönung des Ganzen bildet - last but not least - der plötzliche Schluss. Viele Fragen bleiben offen, es ist gar kein eigentliches Ende, die Geschichte reißt einfach ab - um in den ganz groß angekündigten weiteren Bänden (vielleicht?) weiterzugehen. Zurück bleibt der enttäuschte Leser. Man kann gespannt sein auf die weiteren Ausgaben - oder auch nicht. Mich hat der Werbelockruf nicht erreicht. Eins muss man den Verlegern zugute halten - die weiteren Bände sind bereits im Klappentext angekündigt, mich persönlich würde eine derartige Werbung vom Kauf des Buches abhalten. Fortsetzungswürdige Bücher brauchen keine große Werbung für weitere X Bände, denn fortsetzungswürdige Bücher locken mit ihrer gelungener Handlung, einem abgerundetem Schluss und einem unauffälligen Hinweis in der Handlung, dass sich vielleicht noch was ergeben könnte, freiwillig eventuell ein weiteres Buch der Reihe zu lesen.

Zum misslungenen literarischen Ergebnis addiert sich auch noch die billig anmutende Fassung des Buches mit grauenhafter Grammatik.
Ich habe mich bereits bei der Leseprobe über die vielen Rechtschreibfehler gewundert, habe es aber auf die pdf-Version geschoben. Doch auch im Buch wurde es nicht besser. Manche Seiten wirkten, als wären sie überhaupt nicht korrekturgelesen worden, und an Satzzeichen scheint man aus unerklärlichen Gründen gespart zu haben. Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber mich ärgert eine solche Fehleranhäufung ungemein und stört den Lesefluss, wenn man in jeder zweiten Zeile über einen Rechtschreibfehler stolpert.
Auch das Buch an sich wirkt sehr billig, ein buchstäblicher "Groschenroman" - auf grauem Recyclingpapier und mit einem dünnen Cover, das aussieht, als wäre es auf einem Heim-Drucker gedruckt worden. Hier wird es deutlich, dass das Buch im Eigenverlag erschien und an allen Ecken und Enden gespart wurde.

Zudem hat für mich das Titelbild absolut nichts mit der Geschichte zu tun. Was soll das sein? Ein Dinosaurier-Auge? Ein Dämon fortgeschrittenen Alters? Es ist auf jeden Fall kein blaues Vogelauge, das in der Erzählung eine entscheidende Rolle spielt.

Zusammenfassend kann ich leider nur sagen, dass es sich für mich um eine Enttäuschung auf der ganzen Linie handelte.