Spannender Krimi mit einem waghalsigen Duo

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⇝ Vorsicht: eventuelle Spoiler.

𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐭𝐨𝐫𝐲𝐥𝐢𝐧𝐞
Eine Schauspielstudentin, die von ihrem Exfreund bestohlen worden ist und daher dringend Geld benötigt sowie ein Detektiv, der von der Ehefrau eines bekannten Regisseurs engagiert wird - klingt doch wie bunt zusammengewürfeltes, aber aufregendes und sympathisches Ermittlerduo, oder? Zusammen sind sie auf der Suche nach der Wahrheit und werden dabei nicht nur mit einem Mord auf einer High-Society Party konfrontiert, sondern auch mit einem vermeintlichen Fall von #metoo. Schaffen Lockvogel Toni und Detektiv Brehm es, die Schuldigen zu überführen oder geraten auch sie an ihre Grenzen? Tatsächlich ist Lockvogel mein erster Kriminalroman seit einer sehr langen Zeit - zwar habe ich in meiner frühen Jugend ein paar Krimis gelesen, aber irgendwann den Bezug zu diesem Genre verloren. Dementsprechend musste ich mich erst einmal in diesen Bereich einfinden und -denken. Obwohl Krimis nicht unbedingt zu meinen Lieblingsgenre gehören, finde ich das Buch echt richtig gut! Der Spannungsbogen ist schön ausgereift und wird durchgehend im Buch aufrechterhalten. Als Leser wird man sehr herausgefordert und zum Nachdenken und Rätseln animiert, indem man immer wieder kleinere Details aufsammelt und diese in ein großes Puzzle zusammensetzen muss. Es wird sehr mit einem gespielt, indem man verworrene Indizien zugespielt bekommt - ich habe im Verlauf des Buches mehrmals meinen Verdacht geändert und neu bewertet. Indem immer wieder neue Perspektiven ermöglicht und neue Handlungswege eingeschlagen werden, erhalten wir ein gut konstruiertes und sehr logisches Muster, durch welches wir uns hindurchschlängeln müssen. Ein einziger Kritikpunkt wäre, dass im Klappentext groß das Thema #metoo angepriesen wird und auch wenn diese Debatte eine durchaus wichtige Rolle einnimmt, hätte ich mich an ein, zwei speziellen Punkten in der Geschichte über eine intensivere Auseinandersetzung gefreut. Dennoch wird es grundsätzlich gut in die Geschichte integriert. Weiterhin gibt es einige Überraschungseffekte und Momente, die einen den Atem rauben. Zusammen mit anderen, auf die Protagonisten eingehenden Hintergrundgeschichten und kleineren Nebenhandlungen ergibt sich eine runde, schön ausgereifte Geschichte. Die Autorin bietet ein Reservoir an Humor, Lokalkolorit und Spannung, das einen fesselt, verwirrt und neugierig macht. Falls ihr somit ein Fan von Krimis seid oder hin und wieder gerne einen Kriminalroman lest, dann kann ich euch das Buch wirklich empfehlen.

𝐒𝐩𝐫𝐚𝐜𝐡𝐬𝐭𝐢𝐥
Der Einstieg in das Buch ist sehr gut gewählt und erzeugt schon zu Beginn an ein hohes Maß an Spannung. Die spannungsreiche Atmosphäre wird unterstützt durch den Sprachstil der Autorin, der sehr angenehm und flüssig zu lesen ist. Die Ausdrucksweise bietet ein gutes Maß zwischen Detailgenauigkeit sowie verworrenen Informationen - etwas, das ich ganz wichtig bei Krimis finde. Schließlich soll man nicht sofort auf die Lösung kommen, sondern sich langsam herantasten, über verschiedene Lösungswege nachdenken und diese evaluieren. Dies ist sehr gut gelungen, finde ich. Ebenfalls ist der Perspektivenwechsel interessant, weil man auch private Hintergründe über Charaktere wie Brehm oder Toni erfährt. Meiner Meinung nach ist dies gut umgesetzt, wobei der Wechsel an den richtigen Stellen verwendet wird.

𝐂𝐡𝐚𝐫𝐚𝐤𝐭𝐞𝐫𝐞
Man erkennt, dass sowohl die Hauptcharaktere Toni und Brehm, als auch Nebencharaktere wie die Familie Steiner oder Tonis sowie Brehms Freundes- und Familienkreis gut ausgearbeitet sind. Sie alle erhalten einen wichtigen Platz innerhalb des Krimis, auch wenn ihre Funktion für die Geschichte teilweise erst zum Schluss hin öffentlich dargelegt wird. Was ich schön finde, ist, dass die Charaktere Toni und Brehm sich sowohl weiterentwickeln, als auch tiefgründiger konstruiert ist. Man merkt, dass neben der Aufklärung auch die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den beiden eine große Rolle spielt. Es werden Themen behandelt, die vielleicht nicht mit dem Fall selbst zusammenhängen, aber dennoch wichtig sind, um der Geschichte einen runden Charakter zu verschaffen. Beide besitzen ihre Problematiken und Geheimnisse - so ist Toni beispielsweise pleite, weil sie von ihrem geflohenen Exfreund Felix bestohlen wird. Um dies aufzuklären, wendet sie sich an Brehm, wodurch ihr erster Kontakt zustande kommt. Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass ihre Zusammenarbeit so gut klappt; schließlich kennen die beiden sich absolut nicht. Jedoch ist es sehr lustig zu sehen, wie die beiden gemeinsam ermitteln - auch wenn Toni sich teilweise wie ein kleiner Tollpatsch anstellt und es in manchen Situationen sehr brenzlig für sie wird. Das macht sie jedoch außerordentlich sympathisch und ihre eigentliche Unprofessionalität sorgt für Authentizität. Auch Brehm ist ein sympathischer Mensch, bei dem besonders spannend ist, was mit seinem ehemaligen Kollegen passiert ist. Man erkennt, dass sich die anfängliche Bekanntschaft zwischen Toni und Brehm im Verlauf des Buches zu einer Freundschaft entwickelt. Sie sind ein tolles Team, das sich durch teils skurrile und waghalsige, aber auch intelligente und vorausdenkende Manöver auszeichnet.