Theresa Prammer – Lockvogel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
rauscheengelsche Avatar

Von

Schauspielschülerin Toni hätte sich nicht vorstellen können, dass ihr das passiert. Ihr Freund Felix ist auf und davon und hat ihre ganzen Ersparnisse sowie den Schmuck ihrer Oma mitgenommen. Zur Polizei will sie nicht gehen, da sie dann der Oma beichten müsste, was geschehen ist. Aus diesem Grund sucht sie Hilfe bei Edgar Brehm, seines Zeichens Privatdetektiv. Dieser ist nicht nur gesundheitlich angeschlagen, sondern auch finanziell in einer Notlage, weshalb ihm sein neuer Auftrag gerade Recht kommt: Sybille Steiner, Frau eines erfolgreichen Regisseurs, engagiert ihn, um Anschuldigungen gegen ihren Mann prüfen zu lassen. Dieser soll jahrelang die Situation junger, ambitionierter Schauspielerinnen ausgenutzt haben. Da kommt Toni ins Spiel: sie hat zwar kein Geld, um den Detektiv zu bezahlen, aber als Lockvogel kann sie die Kosten quasi abarbeiten.

Theresa Prammers Krimi ist eine unterhaltsame Mischung aus klassischem Mordfall, immer wieder humorvollen Einschüben und der immer noch aktuellen #metoo Debatte. Die liebevoll gezeichneten Figuren tragen dabei ganz entscheidend zu Gelingen bei: sowohl die bisweilen naive und chaotische Toni wie auch der angeschlagene Detektiv Brehm wirken wie aus dem Leben gesprungen: sie sind keine Superhelden, im Gegenteil, nicht wenig geht bei ihren Ermittlungen auch schief, aber die kleinen und großen Schwächen machen sie schlicht sympathisch und menschlich.

So richtig scheinen in dem Fall die Puzzleteile nicht zusammenzupassen: bei schillernden einer Party im Haus der Steiners wird ein Aushilfskellner getötet. War das Drehbuch, das der verhinderte Autor dem Starregisseur zustecken hat wollen der Anlass? Doch wie brisant sollte dessen Inhalt gewesen sein? Da ist das anonyme Tagebuch, dass man Sybille Steiner zugespielt hat deutlich aufschlussreicher. Das ungleiche Team stürzt sich in die Ermittlungen, wobei Toni bald merkt, dass sie zwar über Schauspieltalent verfügt, aber die Improvisation, die undercover Einsätze erfordern, auch geübt sein will, weshalb sie ein uns andere Mal in durchaus kritische Situationen gerät. So wie Brehm sie aus diesen retten muss, kommt auch sie ihm zu Hilfe, denn mehr als einmal drohen sie gnadenlos aufzufliegen und zu scheitern.

Obwohl es sich um einen Krimi handelt, war die Spannung eher moderat, was für mich aber durch den lockeren Erzählton und die wirklich herausragenden Figuren locker wettgemacht wurde. Die verschiedenen Handlungsstränge wurden überzeugend miteinander verbunden und letztlich auch sauber gelöst. Eine runde und unterhaltsame Angelegenheit.