Wien-Krimi mit ungewöhnlichem Detektivduo

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Bei Schauspielschülerin Toni – von Antonia – Lorenz läuft es schlecht: Ihr Freund Felix ist mit dem gesamten Ersparnissen und dem Schmuck ihrer Großmutter abgehauen, so dass sie deren Heimplatz nicht mehr bezahlen kann, ihr droht der Rausschmiss auf der Schauspielschule und zu allem Überfluss fühlt sie sich auch noch verfolgt. Sie beschließt den Detektiv Edgar Brehm zu engagieren, der ihr zwar eher abgehalftert vorkommt, ihr aber als einigermaßen preiswert empfohlen wurde. Brehm bekommt zeitgleich einen neuen und sehr lukrativen Auftrag von der Gattin des bekannten und reichen Regisseurs Steiner: Er soll die Herkunft und den Wahrheitsgehalt eines mysteriösen Tagebuchs aufdecken. Da Toni Brehm nicht bezahlen kann und er wiederum einen Lockvogel braucht, gehen die beiden einen ungewöhnlichen Handel ein…

Der neue Krimi von Theresa Prammer hält wieder alles, was der Klappentext verspricht und erfüllt die Erwartungen vollkommen. Nach Abschluss der Reihe rund um das großartige Ermittlerduo Lotta Fiore und Konrad Fürst mussten Fans einen Augenblick länger warten, bis sie wieder einen Wien-Krimi zu lesen bekamen, doch das Warten hat sich gelohnt. Die Autorin bleibt ihrem Stil treu. Auch diese Geschichte besticht durch viel Lokalkolorit, mitunter bissigem Humor, einen verworrenen Fall mit verschiedenen Handlungssträngen, jede Menge Verdächtiger und nicht zuletzt durch ein sehr unkonventionelles, liebenswertes und teilweise skurriles Ermittlerduo, das einen fasziniert und mit dem man in jeder Hinsicht mitlebt. Die Geschichte fesselt von der ersten Zeile an, was zum einen an dem unheimlich gut zu lesenden eingängigen Schreibstil der Autorin liegt, zum anderen – und das zum größeren Teil – von den Figuren, die jede einzelne als sehr gut herausgearbeitete Persönlichkeit daherkommt. In verschiedenen Perspektiven erzählt, entspinnt sich dabei ein undurchsichtiges Geflecht um Liebe, Verrat und um Macht und deren Missbrauch in einem Milieu, in dem sich die Autorin bestens auskennt. Die verschiedenen Handlungsstränge und Perspektiven geben tiefe Einblicke in das Seelenleben der Protagonisten, zeigen deren Ängste und Zwänge und fügen sich dennoch aufs Trefflichste zusammen. Der Fokus liegt hierbei stark im zwischenmenschlichen Bereich, die Interaktion der Figuren miteinander, ihre eigenen Geheimnisse und ihre Stärken und Schwächen. Die Emotionalität ergibt sich natürlich schon aufgrund des brisanten Themas, der #MeToo-Debatte, hinter der der eigentliche Mordfall teilweise in den Hintergrund gedrängt wird. Die sukzessive Aufklärung, die unkonventionellen Ermittlungsmethoden und das letztlich sich ergebende „Große Ganze“ machen den Fall aber dennoch sehr spannend.
Die Geschichte lebt meines Erachtens stark von den Hauptfiguren Toni Lorenz und Edgar Brehm, beides eigenwillige Persönlichkeiten, und deren Zusammenarbeit, die oftmals überschattet wird von ihren eigenen Problemen. Ihr Seelenleben wird am stärksten betrachtet, ihre Erlebnisse gehen zu Herzen und ihr Zusammenraufen ist einfach rührend mitzuerleben. Zunächst nur eine Zweckgemeinschaft, die mehr als einmal zu scheitern droht, beginnen sie doch eine Sympathie füreinander zu hegen, sie sorgen sich umeinander und können sich schließlich bestens aufeinander verlassen. Dank Tonis Schauspieltalent und Brehms Erfahrung, ihrer beider Verbissenheit, ihre originellen Ideen und der Drang die Wahrheit herauszufinden wird schließlich alles umfassend aufgeklärt.

Fazit: Wunderbarer Wien-Krimi der bestens bewanderten Autorin, die hiermit wieder einen Treffer landet. Gerne folgt man dem spannenden Fall und dem herrlichen neuen Detektivgespann, das man so auch noch nicht gesehen hat. Für alle Fans der subtilen Spannung und des Schauspiel-/ Theatermilieus ein Muss. Der Schluss macht Lust und Hoffnung auf weitere Fälle des Duos!