Feministisch

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katercarlo Avatar

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„Lola“ ist spannend, grausam und vor allem feministisch.
Lola, die Protagonistin des Thrillers, leitet eine Drogengang im Latino-Viertel LAs. Während sie dabei anfangs noch aus dem Schatten heraus agiert, zeigt sie ihre Position im Laufe des Buches auch immer mehr öffentlich. Zum einen weil sie dazu gezwungen wird, zum anderen, weil sie es will.
Lola ist klug, selbstbewusst und entschlossen. Sie will mehr Macht und Anerkennung für ihre Arbeit. Deswegen passt sie sich der Männerwelt des Drogenhandels an. Sie schreckt nicht vor Brutalität zurück und zeigt keine Schwäche. Dabei ist sie in dem Buch meist dann erfolgreich, wenn sie mit den Waffen einer Frau kämpft. Ihre Konkurrenten wickelt sie mit unschuldigen, unterwürfigen Blicken ihrer schönen Augen um den Finger. Die Drogenbarone unterschätzen die zierliche, junge Frau und werden von ihr böse überrascht.
Trotzdem gerät Lola immer mehr zwischen die Fronten mächtiger Drogenhändler, die sie für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen. Je mehr Lola darum kämpft ihr eigner Herr zu sein, desto weniger Bewegungsspielraum bekommt sie.
Die Machtkämpfe und Intrigen werden spannend erzählt. Vor allem auf Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen legt die Autorin großen Wert. Dadurch verpasst sie es etwas die komplexen Strukturen und Hierarchien im Drogengeschäft zu erklären. Im Vergleich zu Don Winslows „Tag der Toten“ beispielsweise wirkt ihre Darstellung oberflächlich. Außerdem wird ihre Erzählung gegen Ende chaotischer. Die Handlung wird sehr schnell vorangetrieben und die Passagen, die Lolas Gedanken und Entscheidungen erklären, werden immer kürzer.
Nichtsdestotrotz hat mir das Buch sehr gut gefallen. In erster Linie wegen der Protagonistin. Lola ist eine erfrischend klischeebefreite Frau, die ein starkes Zeichen für den Feminismus setzt.