Für Lucy

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milena Avatar

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Lola Vasquez ist die Enkelin bitterarmer mexikanischer Einwanderer, die in der Obhut-von der man in des Wortes eigentlichem Sinne tatsächlich nicht sprechen kann- ihrer Junkie-Mutter in South Central von Los Angeles aufwuchs. Sie kennt Gewalt, Missbrauch und nur Menschen, die dies auch kennen. Zuneigung empfindet sie zu ihrem Bruder Hector, für den sie sich verantwortlich fühlt und den sie vor dem Heroin ihrer Mutter zu schützen sucht. Lola ist klein und zierlich und wirkt nach außen als eine der vielen chicas in der Latino-Gang The Crenshaw Six, die tatsächlich nur aus 5 Personen bestehen und deren Boss sie erschossen hat, da er Geld veruntreute und sie so zur Chefin der Gang aufstieg, was aber außerhalb der Gang keiner weiß. In den heruntergekommenen Ghettos ist Loyalität die Währung. Lola ist brutal, sie mordet kaltblütig, wenn es ums Überleben geht, gleichzeitig verfügt sie über einen großen Gerechtigkeitssinn. Liebevoll kümmert sie sich um ihren Hund, einen Pitbull, der für Kämpfe vorgesehen war. Sie erzieht ihn um. Die kleine Lucy, die mit 5 Jahren auch den ersten Missbrauch durch den Freund ihrer Mutter erleben musste, wird ihr zur Herzensangelegenheit. Melissa Scrivner Love beeindruckt durch die Schilderung eines Milieus, das dem einzelnen nur wenig Gelegenheit lässt, sich den Bedingungen und Verhaltensweisen seiner Umgebung zu entziehen. Wie die Umgebung einen Menschen formt und welchen individuellen Spielraum er in so katstrophalen Umständen hat, ist ein wundervolles Buch. Allein das Cover finde ich nicht angemessen, da es so wenig zu der eigentlich tieftraurigen Geschichte passt.