Überleben im Haifischbecken

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gisel Avatar

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Lola ist die Anführerin einer kleinen Latino-Gang in South Central L.A. Als die Gang in den Krieg zwischen zwei rivalisierenden Drogenkartellen hineingezogen wird, geht es bei Lola bald um Leben und Tod.

Die junge Lola ist eine harte, taffe Kämpferin, die auch unliebsame Entscheidungen zu treffen und umzusetzen weiß, eine Antiheldin eben. Wie in einer Milieustudie seziert die Autorin Melissa Scrivner-Love die Welt, in der sich Lola bewegt, eine Welt, die mir völlig unbekannt ist. So ist die Lektüre ein Eintauchen in eine Welt, die wenig Rücksicht erlaubt und für Sentimentalität wenig Raum hat. Mit großen Augen liest man sich durch die Ereignisse dieser Geschichte, sie bleibt unvorhersehbar in ihrem Ablauf, immer getragen von der Frage, ob es für Lola eine Möglichkeit zu überleben gibt. Doch diese Unvorhersehbarkeit überträgt sich auch auf die Person der Protagonistin, als Leser hat man wenig Ahnung davon, in welche Richtung die Erzählung tendiert. Das lässt auch wenig Nähe zu Lola selbst, zu ihren Gedanken und Überlegungen zu.

So entsteht eine Geschichte, die so völlig anders und unvorhersehbar ist und bis zum Ende bleibt, dass sie völlig exotisch daherkommt. Als dauerhafte Lektüre wären mir solche Geschichten zu hart, dennoch fasziniert sie durch das völlig unvorhersehbare Verhalten dieser taffen Bandenchefin, die sich in einem Haifischbecken behaupten kann.